Rebell: Johann Most

Je mehr der Mensch glaubt,
desto weniger weiss er.
Je weniger er weiss,
desto dümmer ist er.
Je dümmer er ist,
desto leichter kann er regiert werden.
*

Kreuzberg | 14.12.2012. »Freiheit«, eine deutschsprachige Zeitung mit sozial­revolutionärer Aus­richtung, kann wohl als ein Lebenswerk von Johann Most, einem der umtriebigsten anarchistischen Redner und Publizisten in Deutschland und den USA, bezeichnet werden. Der gelernte Buchbinder stand früh im Widerspruch mit den sozial­demokratischen Führern der Arbeiterbewegung.
1874 war er noch als Sozialdemokrat zum Reichstagsabgeordneten [Region Chemnitz] nach Berlin ge­wählt worden, bezeichnete den Reichstag aber als »Reichskasperltheater« und wandte sich gegen den Parlamentarismus. Seine kompromisslosen Reden und Artikel machten ihn früh zum Feindbild im monarchistisch geprägten deutschen Sprachraum.
Mosts Wurzeln lagen bei der Basisarbeit. Schon 1869 war er wegen des Organisierens einer Demonstration mit 30.000 Arbeiter_innen in Österreich zu fünf Jahren schwerer Kerkerhaft verurteilt worden, 1871 amnestiert, wurde jedoch nach Deutschland abgeschoben. Hier kam er über Bayern nach Sachsen, wo seine öffentlichen Reden polizeilich im Vorfeld verboten wurden.
Nachdem sich Most für die Pariser Kommune öffentlich einsetzte, wurde er wieder zu acht Monaten Haft verurteilt, was er nutzte, um Teile von Karl Marx’ Schriften populär zu verfassen.
Die folgenden Jahre bis zur Verabschiedung der Sozialistengesetze 1878 ver­brachte Most in Berlin, vor allem mit redaktioneller Tätigkeit für verschiedene Zeitungen. Immer wieder wurde er verhaftet und monatelang eingesperrt, u.a. wegen Gotteslästerung.
Most emigrierte nach London, wie zahlreiche deutsche Sozialist_innen in dieser Zeit. Da die sozial­demokratische Presse unter Bismarck verboten war, gründete Most in London die Zeitung »Freiheit«, die illegal ins deutsche Kaiserreich geschmuggelt wurde. Es war auch die Zeit der Ausdiffrenzierung der Arbeiter_innenbewegung in sozialdemokrati­sche, kom­­munistische und sozial­revolutionäre/anarchi­sti­sche Richtungen.
Im Lau­fe seines politischen Le­bens, wandte sich Johann Most immer mehr dem Ansatz der »Propaganda der Tat« zu, was eine ideologische Hinwendung zum kollektivistischen Anarchis­mus bzw. kommunistischen Anarchismus mit ein­schloss.
Auch in England landete Most 1881/82 wieder im Kerker, weil er öffentlich das Attentat auf den russischen Zaren gutgeheißen hatte.
Nach seiner Entlassung ging er nach New York, um von dort die »Freiheit« weiter herausgeben zu können. Unermüdlich trat er als Redner auf, machte Rundreisen, war am Aufbau von gewerkschaftlichen Strukturen beteiligt und wurde immer wieder eingesperrt. Als am 4. Mai 1886 eine Bombe am Haymarket in Chicago explodierte, wurde Most in New York festgenommen und zu über einem Jahr Gefängnis verurteilt. Bis zu seinem Tod – verursacht durch die Folgen der zahlreichen harten Gefängnisaufenthalte – ausgelöst durch eine infektiöse Hautkrankheit im Jahre 1906, gab er die »Freiheit« heraus.
Informationen
Wikipedia | Johann Most
Anarchopedia | Johann Most
Wikipedia | Marxismus
Wikipedia | Kommunismus
Wikipedia | Anarchismus
Wikipedia | Kommunistischer Anarchismus
Buch- und Lesetips
Die Gottespest| Johann Most | New York | 1887
Revolutionäre Kriegswissenschaft | Handbüchlein zur Anleitung betreff Gebrauchs und Herstellung von Nitro-Glyzerin | Johann Most | Neudruck der Ausgabe New York 1885 | Rixdorfer Verlagsanstalt | Berlin 1980
Kommunistischer Anarchismus | Johann Most | Der rote Hahn Nr. 53/54 | Berlin 1921
Anarchismus in einer Nußschale | Heiner Becker, Johann Most | Unrast | 2006
Kommunistischer Anarchismus | Johann Joseph Most, Max Nettlau | Nabu Press | 2010
Hörtip
»Die Gottespest« | Podcast DaDaWeb | 2007
»Wer schafft das Gold zu Tage?« – Johann Most, Anarchist und Philosoph der Tat | Bayern II | Sendung 16.9.2012
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