Agit 883 | Anarchistisch-libertäre Zeitschrift der Linken Szene West-Berlins. Februar 1969 bis Februar 1972 herausgegeben. Sie gilt in Bezug auf Themen, Sprache und Aufmachung [Illustrationen/Fotomontagen und Comics, libertäre Agitation] als typisches Blatt der späten Student_innenbewegung. Das kollektive Zeitungsprojekt wurde mit der polizeilichen Erschießung > Benno Ohnesorgs als Plattform linker Gegenöffentlichkeit hergestellt. Auflage bis zu 6.000 Exemplaren, eher marxistisch orientiert, jedoch später ein explizit antileninistisches Blatt mit anarchistischer Ausrichtung. Mitarbeiter u.a. > Peter Paul Zahl und > Holger Meins.
Salvador Allende | * 26.6.1908/Valparaíso; † 11.9.1973/Santiago de Chile. 1970-1973 sozialistischer Präsident Chiles. Seine Regierungszeit war der Versuch, auf demokratischem Wege eine sozialistische Gesellschaft umzusetzen. Der Militärputsch unter General Pinochet 1973 beendete die für ganz Südamerika hoffnungsvolle Phase und kostete Allende das Leben.
ANC | African Nacional Congress. 1923 gegründete, südafrikanische Partei, die 1960 verboten wurde. Seit 1990 wieder legalisiert. Entstand zur Befreiung schwarzer Menschen gegen das südafrikanische Apartheidsregime. Der spätere Präsident > Nelson Mandela gründete 1961 den bewaffneten Flügel des ANC, Umkhonto We Sizwe [»Speer der Nation«], der ebenfalls 1990 seine militanten Angriffe einstellte. Heute ist der ANC Regierungspartei.
Antiautoritäre Internationale | gegründet 1872 nach der Spaltung der > Internationalen Arbeiterassoziation. 1873 beim ersten Kongress in Genf nahmen Delegierte der Föderationen von England, Belgien, Spanien, Holland, Italien, der Schweiz und Frankreich teil. 1877 bereits wieder aufgelöst.
Anti-Nazi-League [ANL] | Anti-Nazi-Liga. Initiative der trotzkistischen Sozialistischen Arbeiter Partei Großbritanniens zwischen 1979-81. Die Aktivist_innen führten vor allem Aktionen gegen die neonazistische National Front durch. ANL organisierte zwei gigantische [karnevalistische] > Rock against Racism in London durch u.a. mit The Clash, Stiff Littele Fingers u.a. 1992 wiedergegründet und in die Initiative United against Racism aufgelöst.
APO | Außerparlamentarische Opposition. Die APO entwickelte sich aus der Opposition gegen die seit 1966 regierende Große Koalition [CDU/SPD; 1966-69] unter Bundeskanzler und Ex-Nazi Kurt Georg Kiesinger [CDU] und die von dieser Regierung verabschiedete Notstandsgesetzgebung. Die 1968er Student_innenbewegung, die mit der APO oft synonym gesetzt wird, bildete den bedeutendsten Teil der außerparlamentarischen Opposition. Die studentische APO wurde stark durch den > SDS geprägt. Die APO war Ausdruck einer Revolte gegen verkrustete, autoritäre gesellschaftliche Strukturen in Universität und Betrieb, Ausdruck der Fragen der aufkommenden Generation an ihre Großeltern/Eltern, welche Rolle sie selbst im Nationalsozialismus gespielt hatten. Fälschlicherweise oft nur als Studentenbewegung bezeichnet, trotz Beteiligung großer Teile aus dem Auszubildendenmilieu bzw. proletarischer Schichten.
Arbeiter- und Soldatenräte | Politisch-ökonomische Räte, entstanden im Anschluss an die revolutionäre Beendigung des I. Weltkrieges am 9. November 1918. Vorbild waren die in der russischen Revolution entstandenen Sowjets [Räte]. Besetzt durch revoltierende [Marine-]Soldaten und organisierte Arbeiter_innen, oftmals so genannte revolutionäre Obleute. Die Arbeiter- und Soldatenräte stellten das Gegenmodell zum Parlamentarismus dar, in dem politische und ökonomische Strukturen weitesgehend getrennt sind. Im Kern ging es um die Frage des [Privat-]Eigentums und der Produktionsmittel, die mittels der Räte in Arbeiter_innenhand übergehen sollten. Die Arbeiter- und Soldatenräte spielten nach 1919 keine eingreifende politische Rolle mehr, nachdem die > SPD Regierungspartei wurde. Können heute nichtsdestotrotz als Vorläufer der Betriebs-und Personalräte gelten.
Argentinische Diktatur | 1976-83. Im März 1976 putschten Militärs mit Hilfe der liberalen Partei. Der so genannte »Prozess der Nationalen Reorganisation« [Proceso de Reorganización Nacional] sollte die argentinische Gesellschaft wieder zu rechts-konservativen Idealen bringen sowie die linken [Guerilla-]Organisationen vernichten. Eine Demokratisierung kam für die Militärs erst nach einem erfolgreichen Abschluss dieses »Prozesses« in Betracht. In dieser Zeit verschwanden 20-30.000 Menschen, nachweislich wurden 2.300 ermordet und unzählige gefoltert, z.T. aus Flugzeugen ins Meer geworfen. 1983 musste das Militärregime anlässlich des verlorenen Krieges [gegen Großbrintannien] um die Falkland-Inseln und der fatalen wirtschaftlichen Lage, begünstigt durch jahrelange neoliberale Politik, die Macht aus der Hand geben.
ASSO | Assoziation revolutionärer bildender Künstler [ARBKD]. 1928 gegründet, 1933 verboten. Traditionslinien: DaDa, Novembergruppe, Rote Gruppe und die Arbeitsgemeinschaft kommunistischer Künstler. Max Keilson [schuf u.a. das Logo der Antifaschistischen Aktion] aus der Propagandaabteilung der > KPD war Geschäftsführer. Bekannte Mitglieder: George Grosz, Otto Nagel, Lea und Hans Grundig. 1933 ca. 800 Mitglieder.
Attac | Association pour une taxation des transactions financières pour l‘aide aux citoyens/Vereinigung für eine Besteuerung von Finanztransaktionen zum Nutzen der Bürger. Eine 1998 in Frankreich gegründete globalisierungskritische, netzwerkartige Nicht-Regierungsorganisation. Weltweit ca. 90.000 Mitglieder in über 50 Ländern. Attac versteht sich als Ansatz, in dem sowohl Einzelpersonen als auch Organisationen aktiv sein können. In Deutschland zählen ca. 200 Organisationen, darunter ver.di, BUND, pax christi und viele entwicklungspolitische und kapitalismuskritische Gruppen zu Attac. Von derzeit 23.000 Mitgliedern sind viele in den 200 Regionalgruppen oder 13 bundesweiten AGs aktiv.
Joan Baez | US-amerikanische Prostestsängerin, die v.a. durch ihr politisches Engagement gegen den Vietnamkrieg und die Rassentrennung bekannt wurde. In den 1960er gelang ihr zusammen mit ihrem [Liebes-]Partner Bob Dylan der musikalische Durchbruch. Sie ist bis heute politisch aktiv für Menschnrechte, gegen Rassimus und Krieg.
Bauernaufstände/-kriege | 1524-26. Eine Reihe von Erhebungen des »gemeinen Mannes« gegen die Ordnung der Kirche und des Adels. Zumeist lokale Bauernaufstände ab 1524 in weiten Teilen des süddeutschen Sprachraumes [Süddeutschland, Thüringen, Österreich und der Schweiz]. Mit den »Zwölf Artikeln von Memmingen« wurden erstmals erkennbare Forderungen erhoben, die heute als frühe Formulierung von Menschenrechten betrachtet werden können. In Schwaben, Franken, Elsass und in Thüringen wurden die Aufstände 1525, im Kurfürstentum Sachsen und Tirol 1526 niedergeschlagen. Bekannte Figuren der Bauernaufstände sind > Thomas Müntzer, Joss Fritz oder Florian Geyer. Im Anschluss an die Aufstände kam es zur Reformation, die gemeinhin auf > Martin Luther zurückgeführt wird.
Berliner Tageblatt | 1872-1939. Eine der einflussreichsten Berliner Tageszeitungen bis 1933. Danach gleichgeschaltet, der jüdische Chefredakteur musste fliehen. Humoristische Beilage ULK wurde von Kurt Tucholsky erstellt. Eine Morgen und eine Abendausgabe, bis zu 240.000 Exemplare täglich.
Bewegung 2. Juni | 1972 in Berlin entstandene und hauptsächlich dort wirkende Stadtguerilla. Der Name erinnerte an den Todestag von > Benno Ohnesorg, der am 2. Juni 1967 von der Polizei auf einer Demonstration erschossen worden war. Bekannteste Aktion war die Entführung des CDU-Abgeordneten Peter Lorenz 1975 und die anschließende dadurch ermöglichte Befreiung politischer Gefangener.
BLA | Black Liberation Army. 1970-1981 in den USA tätige, marxistische, militante, schwarze aus der Illegalität agierende Organisation. Entstanden aus einem Teil der > Black Panther Party als »bewaffneter Arm«; nach eigener Aussage: »take up arms for the liberation and self-determination of black people in the United States.« Das Aktionsspektrum reichte von Bombenanschlägen, Banküberfällen [selbst als Enteignungen bezeichnet] bis hin zur Befreiung von Gefangenen.
Black Panther Party [for Self-Defense] | Afro-amerikanische, militante Selbstschutzpartei bzw. -bewegung. Gegründet 1966 in Oakland durch > Huey Newton und > Bobby Seale. Nach der Ermordung von > Malcom X [1965] einerseits und des schwarzen Bürgerrechtlers > Martin Luther King [1968] 1966 die logische organisatorische Antwort afroamerikanischer Aktivist_innen, die sich im Zuge antikolonialer Bewegungen in Afrika [und Lateinamerika] rasch kommunistischen Ideen [> Marx, Lenin und Mao] zuwanden. Die passive Bewaffnung der Black Panther Party war der Tatsache rassistischer Übergriffe durch den Polizei- und Sicherheitsapparat der USA geschuldet. Anfang der 1970er gespalten, dann faktisch von außen und innen zerstört/zersetzt durch das Aufstandsbekämpfungsprogramm des > FBI > COINTELPRO.
Simón Bolivar | * 24.7.1783/Caracas; † 17. 12.1830/ Santa Marta. »El Libertador«, der Befreier erkämpfte die Unabhängigkeit gegen die Kolonialmacht Spanien [1810-20] für [Groß-]Kolumbien [Bolivien, Ecuador, Kolumbien, Panama, Peru und Venezuela]. Erlebte in den letzten Jahren neue Popularität und gewichtiger historischer Bezugspunkt mit der Idee des »Sozialismus des 21. Jahrhunderts«, angestoßen durch > Hugo Chavez.
Otto Braun | * 28.9.1900/Ismaning; † 15.8.1974/Warna. KPD-Funktionär und Schriftsteller, nach dem II. Weltkrieg 1. Sekretär des Schriftstellerverbandes der > DDR und als Mao Zedongs Militärberater Initiator des Langen Marsches. 1926-1928 war er inhaftiert in Berlin-Moabit und wurde durch eine Gruppe unter der Leitung seiner Lebensgefährtin > Olga Benario befreit.
Bremer Räterepublik | Infolge der > Novemberrevolution 1918 in Deutschland am 10. Januar 1919 ausgerufen. Wie bei der Bremer Räterepublik, ist die generell kennzeichnende Idee das imperative Mandat, bei dem die Abgeordneten direkt ihren Wähler_innen verpflichtet sind und nicht nur, wie in parlamentarischen Demokratien, ihrem Gewissen. Der Ausrufung der Bremer Räterepublik vorausgegangen war die Machtübernahme durch einen > Arbeiter- und Soldatenrat am 6. November 1918. Sie wurde am 4. Februar in Bremen und am 8./9. Februar 1919 in Bremerhaven niedergeschlagen. Die Räterepublik Bremen ist neben der > Münchner Räterepublik die bekannteste der deutschen Revolution.
Albert Camus | * 7.11.1913/Mondovi; † 4.1.1960/Villeblevin. Französischer Schriftsteller und Philosoph, der freiheitlichen Ideen und ebenso der Philosophie des Existentialismus nahe stand. Kern seiner Philosophie ist der Begriff des »Absurden«. Erhielt 1957 den Nobelpreis für Literatur.
Fidel Castro | Cubanischer Revolutionär und »Comandante en jefe« [Oberbefehlhaber]. Von 1976-2008 Präsident Cubas und mit der Bewegung des 26. Juli [M-26-7] treibende Kraft der cubanischen Revolution 1959. Bekannt für seinen anhaltenden Antiimperialismus und zeitintensive, aber gehaltvolle Reden.
Hugo Chavez | Amtierender Präsident Venezuelas. Wird in den westlichen Medien als autoritärer »Caudillo« hingestellt. Anstoß für neue reform-revolutionäre Bewegungen in Südamerika. Mit dem Ausrufen des »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« nominell gegen die Weiterführung kapitalistischer Produktionsweise. V.a. die Einführung einer verfassungsgebenden Versammlung und die Verabschiedung einer neuen, fortschrittlichen Verfassung Wegbereiter für ähnliche Prozesse in Bolivien und Ecuador.
CNT | Confederación Nacional del Trabajo; Anarchistische Gewerkschaft in Spanien, wiederum Mitglied in der AIT [Associación Internacional de Trabajadores/Internationale ArbeiterInnen-Assoziation]. Gegründet 1910. Spielte eine wesentliche Rolle im Kampf gegen die Truppen von General Franco im > Spanischen Bürgerkrieg. Während des > Franquismus ab 1936 verboten. 1979 wiedergegründet.
CNT/FAI | CNT s.o.; FAI, Federación Anarquista Ibérica/Iberische anarchistische Förderation. Zusammenschluss der portugiesischen anarchistischen Union und der spanischen anarchistischen Förderation. Ihre Aktivist_innen übten während der zweiten Spanischen Republik und des > Spanischen Bürgerkrieges einen starken Einfluß in der CNT aus und schlossen sich auch formell zur CNT/FAI zusammen. Die Anarchist_innen verhinderten eine reformistische Entwicklung der Gewerkschaft. Die FAI galt als der militante Arm der CNT und war maßgeblich an der basisdemokratischen Kollektivierung großer Teile der Industrie/Landwirtschaft in Katalonien während des Spanischen Bürgerkrieges beteiligt. Mit dem Verbot der CNT ebenfalls illegalisiert, 1975 reorganisiert.
COINTELPRO | COunter INTELligence PROgram. Aufstandsbekämpfungsprogramm des > FBI. Offiziell durchgeführt 1957-1971. Ziel war es, politisch gefährlich eingestufte Gruppen und Individuen zu diskreditieren, zu überwachen und zu zermürben. Zu den dabei vom FBI angewandten Strategien gehörten auch anonyme Denunziationen, um Arbeitsverhältnisse und persönliche Beziehungen von bestimmten Personen zu zerstören. Prominentestes Opfer war > Martin Luther King, als Organisation traf es am heftigesten die > Black Panther Party.
DDR | Deutsche Demokratische Republik. Exisitierte 1949-1990 im östlichen Teil des jetzigen Hohheitsgebietes der BRD. Gescheiterter historischer Versuch des Aufbaus einer sozialistischen Gesellschaft. Nach Ende des > Kalten Krieges, dem Fall der Mauer in Berlin am 9.11.1989, wurde die funktionierende Nationalökonomie zerschlagen und das politische System beseitigt und die so genannte soziale Marktwirtschaft eingeführt.
Albert Einstein | * 14.3.1879/Ulm; † 18.4.1955/Princeton. 1999 von 100 führenden Physiker_innen zum größten Physiker aller Zeiten gewählt. Einstein war theoretischer Physiker und Begründer der Relativitätstheorie, die das allgemeine Verständnis von Raum und Zeit neu bestimmte. Einstein gilt heute als Inbegriff des Forschers und Genies. Er selbst bezeichnete sich als Pazifist, Sozialist und Zionist und setzte sich Zeit seines Lebens öffentlich für Völkerverständigung und Frieden ein. Einstein hatte im Laufes seines Lebens diverse Staatsbürgerschaften parallel, 1896-1901 war er sogar staatenlos.
Hanns Eisler | * 6.7.1898/Leipzig; † 6.9.1962/Ost-Berlin. Österreichischer, jüdischer, kommunistischer Musiktheoretiker und Komponist.
ELN | Ejercito de la Liberación Nacional/Nationale Befreiungsarmee. Kolumbianische guevaristische Guerilla, gegründet 1964. Heute noch aktiv. Ideologisch strategisch auf das Erreichen der Poder Popular [Volksmacht] ausgerichtet. Es ist von ca. 5.000 Kämpfenden auszugehen.
EZLN | Ejercito Zapatista de Liberaión Nacional/Nationale zapatistische Befreiungsarmee. Mit dem Aufstand gegen die am 1. Januar 1994 eingeführte Feihandelszone NAFTA/TLC bekanntgewordene mexikanische Guerilla aus der südlichen, sehr armen Region Chiapas/Mexico. Die zapatistische Bewegung mit ihrem populären Kopf > Subcomandante Marcos war ideologischer Impuls für die aufkommende Antiglobalisierungsbewegung und setzte neue Maßstäbe in Bezug auf den Ansatz von Guerillapolitik. V.a. auch bekannt durch ihren starken Bezug auf indigene Wertvorstellungen und Geschichte sowie durch ihre poetischen Erklärungen an die Weltöffentlichkeit.
FAUD | Freie Arbeiter Union Deutschlands. Am 15. September 1919 durch Umbenennung aus der Freien Vereinigung deutscher Gewerkschaften hervorgegangen. Bedeutendste Organisation des Anarchosyndikalismus in Deutschland. Zu ihrer Höchstzeit bis zu 150.000 Mitglieder. Löste sich 1933 selbst auf und ging in die Illegalität.
FBI | Federal Bureau of Investigation. US-amerikanischer, inländischer Geheimdienst. Auch als bundespolizeiliche Ermittlungsbehörde des Justizministeriums bezeichnet.
Frankfurter Schule | Als Frankfurter Schule wird eine Gruppe von Wissenschaftler_innen bezeichnet, die an die Theorien von Hegel, > Marx und Freud anknüpften und der das 1924 in Frankfurt/M eröffnete Institut für Sozialforschung als Zentrum diente. Sie begründeten die »Kritische Theorie«. Die Frankfurter Schule gilt als unorthodoxe Auslegung des Marxismus. Hier versammelten sich Marxist_innen und wertkritische Kapitalismuskritiker_innen, die davon ausgingen, dass in der marxistischen Orthodoxie kommunistischer Parteien oft nur noch eine beschränkte Auswahl der Ideen von Karl Marx wiederholt werde.
Franquismus/Spanischer Faschismus | Mittels eines Militärputsches und der Unterstützung des deutschen Faschismus [z.B. Legion Condor] putschte General Franco in Spanien 1936 gegen die Spanische Republik. Nach dem Sieg der Generalität im > Spanischen Bürgerkrieg begann der Franquismus, die spanische »Spielart« des Faschismus. Diese zeichnete v.a. durch eine weitgehend fehlende rechtliche Grundlage, die enge Beteiligung der katholischen Kirche und starkes Militär aus. Erst ab 1977 erfolgte über die Phase der »Transición« die Demokratisierung Spaniens.
FSLN | Frente Sandisnista de Liberación Nacional/Sandinische nationale Befreiungsfront. Die FSLN wurde 1961 in Nicaragua von Carlos Fonseca als revolutionäre Bewegung in Opposition zur Diktatur der Familie Somoza gegründet. Mit dem Sieg der nicaraguanischen Revolution im Juli 1979 wandelte sich die ehemalige Guerillaorganisation in eine Partei um und stellte bis 1990 die Regierung. Die langjährige Führungsfigur Daniel Ortega ist seit Januar 2007 wieder Staatspräsident Nicaraguas.
Charly García | Argentinischer Musiker, der die argentinische [Rock-]Musik wesentlich geprägt hat. Hat zahlreiche musikalische Projekte mit bekannten Musiker_innen durchgeführt.
GARI | Grupos de Acción Revolucionaria Internacionalista/Internationalistische, revolutionäre Aktionsgruppen. Eine unbekannte Anzahl autonomer, antiautoritärer Aktionsgruppen, deren vordringliches Ziel es war, auf die Todesstrafe und deren Praktiken im > Franquismus aufmerksam zu machen. Ihre Aktionen fanden 1973/74 statt, nachdem sich die > MIL mit der Festnahme von > Salvador Puig Antich selbst aufgelöst hatte. Die französischen und spanischen Sozialrevolutionär_innen agierten propagandistisch und militant.
GI | Government Issue/Regierungseigentum. Offizielle Abkürzung für Soldaten der US-Armee.
León Gieco | Argentinischer, prägender Folk-Rock-Musiker. Sein Lied »Solo le pido a dios« ist auf dem ganzen südamerikanischen Kontinent bekannt.
Horacio Guarany | Argentinischer, volksnaher Sänger und Literat. Sympathisant der kommunistischen Partei Argentiniens in den 1970er Jahren. Musste wegen Bombendrohungen und Schmähungen kurzzeitig ins Exil nach Spanien. Kehrte aber während der > Diktatur in Argentinien zurück, hatte Auftrittsverbot und alle Platten wurden illegalisiert. Heute einer der bekanntesten Sänger Argentiniens.
Robin Hood | Im 13. Jahrhundert ein in England gebräuchlicher Spitz- oder Beiname, der synonym für »Gesetzesbrecher« benutzt wurde. Robin Hood ist ein Held mehrerer spätmittelalterlicher/frühneuzeitlicher englischer Balladenzyklen, die sich im Laufe der Jahrhunderte zur heute noch geläufigen Sage formten. Im 16./17. Jahrhundert wandelte sich die Figur auch zum Vorkämpfer für soziale Gerechtigkeit, der den Reichen nimmt und den Armen gibt. Die Existenz Robin Hoods als reale historische Figur ist nicht belegt.
Internationale ArbeiterInnen Assoziation [IAA] | früher: Internationale Arbeiter-Assoziation. 1922 in Berlin in Abgrenzung zu einem kommunistisch geprägten Gewerkschaftsansatz gegründet. Die anarchistische Gewerkschaftsvernetzung bezog sich mit ihrer Namensnennung auf die > Erste Internationale. Seinerzeit mit Delegierten aus 10 Ländern gegründet, heute aus 16 Sektionen bestehend. Verlor in den 1940er Jahren stark an politischem Einfluss. In der BRD ist die FAU Mitglied in der > IAA.
Internationale Arbeiterassoziation | auch: Erste Internationale. War der erste internationale 1864 in London gegründete Zusammenschluss von Arbeitergesellschaften. Im Gegensatz zu späteren Internationalen bestanden die Mitglieder der Ersten noch aus einer Vielzahl politisch widersprüchlicher Gruppen mit unterschiedlichen Sozialismuskonzepten. Gilt als ideologischer Kopf der aufkommenden Arbeiterbewegung. Bereits kurz nach ihrer Entstehung durch heftige Grabenkämpfe 1872 gespalten [> Marx vs. > Bakunin]. Während Marx für eine Organisation der noch zu bildenden Arbeiterparteien in den Einzelstaaten unter zentralistischer Führung der Internationalen eintrat, war Bakunin gegen jegliche Form von zentraler Führung. Die Spaltung führte auch zur Gründung der > antiautoritären Internationale. Später entstand auf der anderen Seite die > Kommunistische Internationale [Dritte Internationale]. Mit der Spaltung endet die Phase der Ersten Internationalen. 1876 formell aufgelöst.
Internationale Brigaden | Freiwiligenverbände initiiert und z.T. ausgebildet von der > Kommunistischen Internationalen, die im > spanischen Bürgerkrieg auf der Seite der Spanischen Republik mit ihrer gewählten Regierung gegen das von Franco angeführte Militär kämpften. Aufgestellt ab Oktober 1936, demobilisiert 1938. Von den 40.000 Spanienkämpfer_innen kamen über die Hälfte ums Leben.
Isolationshaft | auch Isolationsfolter bzw. weiße Folter. Die Isolationshaft ist eine Haftform, bei der einem Inhaftierten innerhalb eines Gefängnisses oder einer ähnlichen Einrichtung Kontakt zu anderen Mitgefangenen und der Außenwelt entzogen wird. Der völlige Entzug akustischer, optischer und sensorischer Reize hat erhebliche gesundheitliche Kurz- und Langzeitschäden. Im Zentrum steht zumeist die soziale Deprivation, die sich langfristig auch körperlich ausdrückt: z.B. erhebliche Beeinträchtigung des vegetativen Nervensystems, erhebliche Störungen im Hormonhaushalt, Ausbleiben der Menstruation, verstärktes Gefühl, essen zu müssen im Gegensatz dazu Verringerung oder Ausbleiben des Durstgefühls, starke Hitzewallungen und/oder Kältegefühle, starke Störung der Verarbeitung von Wahrnehmungen, starke allgemeine Konzentrationsschwierigkeiten, starke Schwierigkeiten bis hin zum Unvermögen, zu schreiben bzw. Gedanken schriftlich zu verarbeiten, starke Artikulations-/Verbalisierungsschwierigkeiten, deutlicher Verlust an Gefühlsintensität, soziale Kontaktstörungen bis hin zur Unfähigkeit, emotional enge und langfristige partnerschaftliche Beziehungen einzugehen, Depressionen, Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls u.v.m.
Isotype | International System of Typographic Picture Education/Internationales System der Erziehung durch Bilder. Entwickelt Ende der 1920er Jahre vom österreichischen Pädagogen/Ökonomen/Philosophen > Otto Neurath zusammen mit > Gerd Arntz. Isotype ist weiteshegend eine Anzahl von Piktogrammen und Regeln, um komplexe Sachverhalte in eine Form zu bringen, die sowohl offensichtlich als auch genau ist. Hierbei spielten auch ethische Grundsätze eine Rolle, die z.B. eine verfälschende Darstellung von statistischen Abbildungen ausschließen sollte.
Januaraufstand 1919 | auch fälschlicherweise Spartakusaufstand. Generalstreik und bewaffneten Kämpfe 5.-12.1.1919 in Berlin, deren Niederschlagung die > Novemberrevolution praktisch beendete. Auslöser war die Absetzung des linken Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn > [USPD] durch Friedrich Ebert > [SPD]. Eichhorn war rechtmäßig vom ersten Rat der Volksbeauftragten ernannt worden, welcher die provisorische Reichsregierung darstellte. Er war aufgrund seiner solidarischen Haltung gegenüber revolutionären Ideen sehr beliebt, deshalb betrachtete ihn Ebert als unzuverlässig. Ca. 200 Menschen wurden während des Januaraufstandes z.T. standrechtlich erschossen.
Kalter Krieg | Konflikt zwischen Westmächten unter Führung der USA und dem Ostblock unter Führung der > UdSSR. 1945-1980er Jahre mit allen Mitteln unterhalb der Schwelle eines offenen Krieges ausgetragen. Dabei wurden auf beiden Seiten politische, ökonomische und militärische Anstrengungen unternommen, bis hin zu Stellvertreterkriegen. Der Konkurrenzkampf beider Systeme [Kapitalismus | Realsozialismus] zeigte sich in ideologischer Propaganda, im Wettrüsten, in der Wirtschaft und in den Bereichen Kultur, Sport, Wissenschaft und Technologie der so genannten Supermächte und ihrer Verbündeten. Seit Mitte der 1980er durchbrach die UdSSR unter Michael Gorbatschow mit »Glasnost« und »Perestroika« [Glasnost = Offenheit und Transparenz nach innen und außen; Perestroika = Wende in Wirtschaft und Verwaltung] einseitig den spiralartigen Wettlauf. Mit dem Fall der Mauer 1989, aber spätestens mit der Auflösung der Sowjetunion, endete die Epoche des Kalten Krieges.
Kapp-Putsch | Putschversuch gegen die junge Weimarer Republik 1920. Politisch angeführt durch den rechtsreaktionären Großindustriellen Kapp, General Lüttwitz und General Ludendorff. Ein Generalstreik der Arbeiter_innen und Angestellten verschiedener politischer [linker] Richtungen verhinderte den Sturz der bereits geflohenen SPD-Reichsregierung. Die > SPD bedankte sich bei der Bevölkerung mit der blutigen Niederschlagung der Streikenden eben durch jene rechten Freikorpsverbände, die zuvor gegen sie selbst geputscht hatten. Die Reaktion auf den Putschversuch rechter gesellschaftlicher Kreise, paramilitärischer Verbände und Teile des Militärs war in den folgenden Jahren politischer Bezugpunkt linker Organisationen – trotz politischer Unterschiede –, in der Aktion eine »Einheitsfront« zu bilden.
K-Gruppen | Ursprünglich die mit dem Zerfallsprozess des > SDS und dem damit einhergehenden Niedergang der Student_innenbewegung entstandenen. Überwiegend maoistisch orientierte so genannte Kaderparteien in den 1970er Jahren. Der Begriff »K-Gruppe« wurde hauptsächlich von konkurrierenden linken Gruppierungen sowie in Medien benutzt. Er diente als Sammelbezeichnung für die zahlreichen oft heftig zerstrittenen Kleinparteien und spielte auf deren gemeinsames Selbstverständnis als kommunistische Kaderorganisationen an.
Kollektivistischer Anarchismus | auch Anarchokollektivismus. Eine von > Michail Bakunin geprägte sozialistische Strömung des Anarchismus, welche die Abschaffung des Staates und des Privateigentums an Produktionsmitteln zum Inhalt hat.
Käthe Kollwitz | * 8.7.1867/Königsberg; † 22.41945/ Moritzburg. Bekannte deutsche, sozialistische Grafikerin, Malerin, Bildhauerin, Lithografin und Holzschnitzerin. 1919 erste Frau und Professorin an der Akademie der Künste in Berlin. Während des Faschismus ihrer Ämter enthoben und faktisch Ausstellungsverbot.
Kommunistische Internationale [Komintern oder KI] | auch: Dritte Internationale. Internationaler Zusammenschluss kommunistischer Parteien zu einer weltweiten gemeinsamen Organisation. Gegründet 1919 in Moskau auf Initiative > Lenins, der die Zweite Internationale mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 für tot erklärt hatte. 1943 wurde die Komintern als ein Zugeständnis Stalins an die westlichen Alliierten überraschend aufgelöst. Die Komintern gilt als eine der wichtigsten politischen Organisationen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ihr ursprüngliches Ziel war eine proletarische Weltrevolution. Dieses Ziel verlagerte sich jedoch in den 1920er Jahren zur Interessenpolitik des Stalinismus. Das formal oberste Organ der Komintern war deren Weltkongress. Die eigentliche Machtzentrale bildeten jedoch das Sekretariat und das Präsidium des in Moskau eingerichteten Exekutivkomitees der Kommunistischen Internationale [EKKI].
Kommunistischer Anarchismus | auch Anarchokommunismus/Anarchistischer Kommunismus/freiheitlicher/libertärer Kommunismus. Politisches Konzept des Anarchismus, demzufolge Staat und Kapitalismus überwunden werden und durch Netzwerke von freiwilligen Vereinigungen, Arbeiterräten und gemeinschaftlichen Kommunen ersetzt werden sollen. Vordenker ist der russische Anarchist Pjotr Kropotkin.
KPD | Kommunistische Partei Deutschlands. Gegründet am 1.1.1919 u.a. durch > Rosa Luxemburg und > Karl Liebknecht. 1923 kurzzeitig verboten. Zerschlagen 1933 mit der Machtübertragung auf die Nationalsozialisten. Bedeutendes Mitglied in der > Komintern. 1945 wurde die KPD reorganisiert. In der DDR zur SED mit der dortigen SPD vereinigt. Seit 1955 in der BRD verboten. 1968 gründeten u.a. illegale KPD-Aktivist_innen die Deutsche Kommunistische Partei [DKP]. Viele KPD-Mitglieder wurden während des deutschen Faschismus verhaftet, gefoltert, verschleppt und in > KZs umgebracht. Die historische KPD war durch den Terror des Faschismus faktisch [physisch] ausgelöscht worden.
KPdSU | Kommunistische Partei der Sowjetunion. Existierte von 1918/25-1991. Seit 1991 auf dem Gebiet der Russischen Förderation verboten.
KPO | Kommunistische Partei Opposition. Abspaltung 1929 von der > KPD. Auslöser war der neue so genannte ultralinke Kurs der KPD aufgrund der Beschlüsse der > Komintern, nachdem der Hauptfeind die europäische Sozialdemokratie sei [Sozialfaschismusthese]. Ging 1933 in die Illegalität, ihre Aktivist_innen leisteten bis in die 1940er Jahre Widerstand, einige kämpften im > Spanischen Bürgerkrieg gegen den Faschismus.
KZ | Abkürzung für Konzentrationslager. Sie wurden im Nationalsozialismus zwischen 1933-1945 im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten von Organisationen der NSDAP erschaffen. Die KZs bildeten ein Sklaven- und Vernichtungsnetzwerk, das einen erheblichen ökonomischen Faktor ausmachte. Mehrere Tausend Konzentrations- und Nebenlager und sieben Vernichtungslager mussten zumeist von den Insass_innen selbst unter wahnwitzigen Bedingungen aufgebaut werden. Millionen von Menschen wurden ermordet, politische Gegner_innen gefoltert und getötet. Die Ausbeutung durch Zwangsarbeit diente u.a. der Vorbereitung auf den Krieg. Medizinische Menschenversuche und Euthanasie gehörten ebenso zu den Methoden der zumeist von der SS verwalteten KZs wie später die Internierung von Kriegsgefangenen. 2/3 der getöteten 6.000.000 Jüd_innen starben in KZs. Auch andere Menschen wie politische Gegner_innen, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, geistig Behinderte und so genannte Asoziale sowie NSDAP-parteiinterne Opposition kamen in den KZs um. Neben der industriell organisierten Ermordung von Millionen Menschen starben weitere unzählige Opfer durch Zwangsarbeit, Unterernährung, Seuchen und Krankheiten. Weite Zweige der deutschen Industrie profitierten direkt oder indirekt vom Lagersystem.
Gustav Landauer | * 7. 4.1870/Karlsruhe; † 2.5.1919/ München. Ende des 19./Anfang des 20. Jahrhunderts bedeutendster Vertreter und Theoretiker des > kommunistischen Anarchismus. und Pazifist. Der Antimilitarist verweigerte sich dem I. Weltkrieg, beteiligte sich maßgeblich an der > Münchener Räterepublik. Nach deren blutiger Niederschlagung durch rechte Freikorps während seiner Haft ermordert.
Lenin | Wladimir Iljitsch Uljanov. *22.4.1870/Simbirsk; † 21.1.1924/Gorki. Russischer Revolutionär und kommunistischer Theoretiker. Gründer der > KPdSU und der Sowjetunion selbst. Nach seinem Tod 1924 wurde sein Leichnam einbalsamiert und in einem Mausoleum ausgestellt. Zahlreiche kommunistische Parteien/Organsiationen weltweit beziehen sich noch heute ideologisch auf den Marximus-Leninismus [ML], da sie Lenins Schirften als Weiterentwicklung der Schriften > Marx betrachten.
Karl Liebknecht | * 13.8.1871/Leipzig; † 15.1.1919/ Berlin. Reichtagsabegordneter der > SPD, der gegen die Kriegskredite stimmte. Gründer der >KPD, politischer Weggefährte von > Rosa Luxemburg. Während des I. Weltkriegs wegen seiner antimilitaristischen Haltung inhaftiert. Brutal ermordet durch rechtsgerichtete Freikorps.
El Lissiztky | * 10.11.1890/Potschinok,; † 30.12.1941/ Moskau. Einer der bedeutendsten Konstruktivisten rund um die Russische Revolution 1917. Gemäß des umfassenden konstruktivisten Ansatzes arbeitete er im Bereich Malerei, Architektur, Grafikdesign, Typografie und Fotografie. Bis heute höchst einflussreich bei moderner Formgestaltung .
Martin Luther | * 10.11.1483/Eisleben; † 18.2.1546/ Eilsleben. Theologischer Urheber der Reformation. Seine Predigten und seine Lutherbibel veränderten die von der römisch-katholischen Kirche dominierte Gesellschaft im ausgehenden Mittelalter und der beginnenden Neuzeit nachhaltig. Die Zentralmächte von Papst und Kaiser wurden zugunsten einzelner Fürstentümer zurückzudrängt. Entgegen Luthers Absicht kam es zu einer Kirchenspaltung, zur Bildung evangelisch-lutherischer Kirchen und weiterer Konfessionen des Protestantismus. Soll die 95 Thesen in Wittenberg an die Tür der Schloss-Kirche genagelt haben. Gegenspieler von > Thomas Müntzer und kein Befürworter der > Bauernaufstände.
Herbert Marcuse | * 19.7.1898/Berlin; † 29.7.1979/Starnberg. Jüdisch deutsch-amerikanischer Philosoph, Politologe und Soziologe modern marxistischer Prägung. Gehörte zur > Frankfurter Schule.
Mau-Mau-Aufstände | auch Mau-Mau-Krieg. Antikolonialer Kampf der Unabhängigkeitsbewegung Mau-Mau in der Kolonie Kenia gegen die Herrschaft weißer Siedler und Großbritanniens. In den 1950er Jahren wurden die Grundfesten der britischen Herrschaft in der ostafrikanischen Siedlerkolonie erschüttert. Mit dem Kampf gegen die Mau Mau schrieb Großbritannien blutige Geschichte. Der Kampf der Mau-Mau wurde hauptsächlich von den bäuerlichen Kikuyu in der Zentralregion Kenias getragen. Die Bewegung kämpfte mit Guerilla-Methoden. Die britische Kolonialmacht reagierte auf die Rebellion mit einem engmaschigen Netz aus Internierungslagern, in dem nahezu die gesamte afrikanische Bevölkerung Zentralkenias zusammen gepfercht wurde. Zugleich führten sie von 1952-1957 mit immensem Aufwand einen Krieg gegen die Guerilla in den Wäldern und in der Hauptstadt Nairobi. Die Mau-Mau wurden zwar Ende der 1950er Jahre besiegt, 1963 Kenia jedoch als letzte afrikanische Kolonie politisch unabhängig.
Louise Michel | * 29.5.1830/Schloss Broucourt; † 9.1.1905/Marseille. Französische Autorin und Anarchistin. Krankenpflegerin bei den Barrikadenkämpfen der > Pariser Kommune. Gefängnis und Verbannung und ein lebensgefährliches Attentat auf sie konnte ihre Popularität als »Die rote Wölfin« bzw. als »Die gute Louise« nicht brechen. Zu ihrer Beerdigung in Marseille kamen 120.000 Menschen.
Mitteldeutscher Aufstand | März 1921. Der Mitteldeutsche Aufstand war eine von > KPD, KAPD und anderen linksradikalen Kräften ausgelöste bewaffnete Arbeiter_innenrevolte in der Industrieregion um Halle, Leuna, Merseburg sowie im Mansfelder Land. Der Niederlage der Aufständischen bedeutete Repression und viele Jahre Festungshaft. Insgesamt waren 200.000 Streikende beteiligt, 180 Menschen starben. 6.000 Beteiligte wurden als Umsturzverdächtige verhaftet, anschließend 4.000 Beteiligte zu insgesamt 2.000 Jahren Gefängnis verurteilt. Acht wurden zu lebenslanger Haft und vier zum Tode verurteilt.
Federica Montseny | * 12.2.1905/Madrid; † 14.1.1994/Toullouse. Die in der CNT organisierte Anarchistin war während der II. Spanischen Republik Ministerin für soziales und Gesundheit. Legalisierte Abtreibung, setzte sich stark für Behinderte, Schwangere ein und richtete öffentliche Ess-Küchen ein. Nach der Niederlage der Republikaner_innen ging sie ins französische Exil, wo sie weiterhin politisch tätig blieb.
MOVE | 1972 von John Africa gegründete afro-amerikanische, politische und »Mutter Natur« nahestehende Organisation, die erstmals in Philadelphia, Pennsylvania in Erscheinung trat. Die Mitglieder trugen den selbstgewählten Nachnamen »Africa«. Dreadlocks kennzeichneten viele ihrer Mitglieder in ihrer äußeren Erscheinung, was in jener Zeit provozierend für die weiße Oberschicht war. Anfänglich richteten sich ihre Aktivitäten v.a. gegen die »Korruption des Systems« und rassistische Polizeibrutalität. Viele ihrer Mitglieder lebten in einer Kommune, deren Haus 1978 geräumt und planiert wurde. 1985 wurde ihre neue Kommune gar von der US-Polizei bombardiert und vernichtet, was auch zahlreiche Tote zur Folge hatte. Einige Mitglieder engagieren sich heute für die Freilassung von > Mumia-Abu Jamal.
Movimiento Ibérico de Liberación [MIL] | Iberische Befreiungsbewegung. Diese vor allem in Katalonien aktive antifranquistische Widerstandsbewegung war zu Beginn der 1970er Jahre umtriebig. MIL war in Grupos Autónomos de Combate [Autonome Kampfgruppen] organisiert und verstand ihren [bewaffneten] Kampf als Werkzeug zur Befreiung der Arbeiterklasse vom Kapitalismus. Dazu raubten sie Banken aus und verteilten das Geld an Komitees streikender Arbeiter oder publizierten illegal Schriften gegen den Franco-Staat und den Kapitalismus. MIL wollte die Kämpfe der Arbeiter direkt unterstützen und attackierte daher im Gegensatz zu Guerillagruppen wie FRAP oder ETA keine Militär- oder Polizeiposten. Bekannteste Persönlichkeit der MIL ist der katalanische Anarchist > Salvador Puig Antich.
Münchener Räterepublik | 7.4.-2.5.1919. Nach der > Novemberrevolution von 1918 im Deutschen Reich hatte der Münchener > Arbeiter- und Soldatenrat Kurt Eisner [USPD] zum Präsidenten der Bayerischen Republik gewählt. Nach dessen Ermordung im Februar 1919 schwang sich die > SPD nach Wahlen auf, die rätedemokratischen Strukturen in den Parlamentarismus zu überführen. Vom 7. April übernahmen erst anarchistisch orientierte Kreise [unter ihnen > Erich Mühsam] die Regierungsgeschäfte, nach einige Tagen intervenierten rigiros kommunistische Aktivist_innen [unter ihnen > Eugen Leviné] und begannen augenblicklich mit dem Aufbau von Gewerkschaften und Enteignungen von Industriebetrieben und Gutsherren. Die Münchener Räterepublik wurde unter politischer Verwantwortung der SPD mit Hilfe von Militär und rechtsextremen Freikorps blutig niedergeschlagen.
Nation of Islam | auch: The Lost-Found Nation of Islam. Ihre Mitglieder nannten sich auch Black Muslims. 1930 durch Wallace Fard Muhammad gegründete, religiös-politische Organisation schwarzer US-Amerikaner_innen. Der Name deutete auf die separatistischen Gründungsziele hin, u.a. die Einrichtung eines getrennten afro-amerikanischen Homelands bzw. einer eigenen Nation innerhalb den USA. Elijah Muhammad übernahm 1934 die Führung und war die prägende Figur in 1960/70er Jahren. Die Nation of Islam war v.a. durch die Bekanntheit von > Malcolm X als Mitglied in der Öffentlichkeit seit den 1960er präsent.
Pablo Neruda | * 12.7.1904/Parral; † 23. 7.1973/Santiago de Chile. Chilenischer Dichter und Schriftsteller, der v.a. gegen die Diktaturen in Chile und den Faschimus in Spanien anschrieb. 1971 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Mitglied der kommunistischen Partei Chiles. Starb an Krebs einige Tage nach dem Militärputsch in Chile 1973; die Militärs plünderten anschließend sein Haus.
Otto Neurath | * 10.12.1882/Wien; † 22.12.1945/Oxford. Österreichischer Philosoph, Ökonom und Vorreiter visueller Kommunikation. 1924 gründete er das »Gesellschafts- und Wirtschaftsmuseum« in Wien. Es sollte eine neuartige Zentralstelle für gesellschafts- und wirtschaftswissenschaftliche Unterweisung durch vorwiegend optische Mittel, Grafiken und Modelle sein. Mit > Gerd Arntz entwickelte er die »Wiener Methode der Bildstatistik« bzw. > ISOTYPE.
Novemberrevolution | siehe > Revolutionäre Aufstände 1918/19.
Nueva Canción | wörtlich: neues Lied. Protestliedkultur, die in Lateinamerika ihre Anfänge hatte. Diese Form Lateinamerikanischer Musik entstand 1950er/1960er Jahren in Ländern wie Argentinien, Chile und Uruguay, wurde bald aber auch in Zentralamerika populär. > Violeta Parra begann schon in den 1950er Jahren ländliche Volksmusik Chiles zu erforschen und kombinierte sie mit sozialkritischen Elementen. Gemeinsam mit ihrem Freund > Víctor Jara verhalf sie diesen Ansatz zum Durchbruch. Typische Themen sind Armut des Volkes, Kampf um bessere Lebensbedingungen, »Unidad Popular«, Imperialismus, Demokratie, Menschenrechte und Religion. Der Putsch gegen Salvador Allende 1973 in Chile beeinflusste das Wachstum des Genres stark, da diese musikalische Bewegung in den Untergrund gehen musste.
Benno Ohnesorg | * 15.10.1940/Hannover; † 2.6.1967/ Berlin. Student, der beim Besuch des persischen Schah von einem Polizisten in den Hinterkopf geschossen wurde. Die Ermordung und der anschließende Freispruch des Polizisten radikalisierten nachhaltig die Proteste der 68er-Bewegung. Die Berliner Stadtguerilla > Bewegung 2. Juni benannte sich nach dem Todestag Ohnesorgs, um deutlich zu machen, wer zuerst geschossen hatte.
Pariser Kommune | März-Mai 1871. Ein sich spontan gebildeter, revolutionärer Pariser Stadtrat, der im Gegensatz zur konservativen Zentralregierung stand und Paris nach sozialistischen Vorstellungen umbauen wollte. Die Pariser Kommune gilt als Beispiel für die kurzzeitige »Diktatur des Proletariats« und Vorbild von »Rätedemokratie.« Die Ereignisse spielten sich während des deutsch-französischen Krieges 1870/71 ab. Die Kommune des belagerten Paris markierte sozialgeschichtlich den Beginn einer neuen Epoche. Es ging dabei erstmalig um die Frage von Sozialismus oder Barberei [Kapitalismus]: Demokratie oder Diktatur, Rätesystem oder Parlamentarismus, Sozialismus oder Wohlfahrtskapitalismus, Säkularisierung, Volksbewaffnung und Frauenemanzipation. Alles Fragen, die verdichtet in den Frühlingstagen 1871 in Paris aufkamen. Die Zeit der Pariser Kommune wird verschiedentlich auch als ein Manifestationspunkt der Moderne bezeichnet.
Violetta Parra | * 14.10.1917/San Carlos; † 5.2.1967/ Santiago de Chile. Entwickelte den Ansatz des > Nueva Canción. Enge Freundin von > Víctor Jara. Die Kommunistin beging kurz vor ihrem 50. Geburtstag Selbstmord.
Heinrich Pfeiffer |* Ca. 1495/Mühlhausen; † 27.5.1525/Mühlhausen. Zisterzienermönch, Prediger und Mitstreiter > Thomas Müntzers im > Bauerkrieg. Wurde zusammen mit Müntzer nach der Niederlage des Aufstandes hingerichtet.
Carlos Prestes | * 3.1.1898/Porto Alegre; † 7.3.1990/ Rio de Janeiro. Mann von > Olga Benario und Vater der gemeinsamen Tochter Antia. Führer der 1920er aus dem Militär kommenden Rebellion und Generalsekretär der Kommunistischen Partei Brasiliens. Führte bis zu 1.500 Kämpfende in der »Coluna Prestes« und war maßgeblich am Umsturzversuch gegen den brasilianischen Diktator Vargas im November 1935 beteiligt. Auch als »Ritter der Hoffnung« in der brasilianischen Bevölkerung bekannt.
Propaganda der Tat | Konzept, welches durch die Art und Weise militanter Politik der anarchistischen Bewegung des späten 19. Jahrhunderts bekannt wurde. Aktionen und Taten mit Vorbildscharakter sollten die Gesellschaft »aufwecken« und in der Bevölkerung Sympathien schaffen, um somit als Mittel für politische und soziale Veränderung zu dienen. U.a. durch Anarchisten wie > Michail Bakunin oder > Johann Most vorangetrieben. Eine Renaissance erlebte der Begriff unter anderen Vorzeichen in der 68er-Bewegung und Konzepten der Statdtguerilla der 1970er Jahre. Heute faktisch Teil militanter, autonomer Politik, auch wenn der Begriff selbst nicht mehr bemüht wird.
Republikanischer Club | Verein innerhalb der > APO in West-Berlin, faktisch ein Kommunikations- und Aktionszentrum. Auf der Gründungssitzung im April 1967 waren 200 Mitglieder anwesend, u.a. > Johannes Agnoli, Hans Magnus Enzensberger, > Wolfgang Neuss, u.a. Nach dem Berliner Vorbild entstanden ähnliche Vereine in anderen Orten der BRD, teilweise trugen sie den Namen »Club Voltaire«. Mit der Auflösung der 68er-Bewegung, löste sie auch der Republikanische Club Anfang der 1970er Jahre auf.
Revolutionäre Aufstände 1918/19 | Am 9. November 1918 meuterten Marinesoldaten gegen die kaiserliche Armeeführung, was der Anfang vom Ende des I. Weltkrieges [1914-1918] und der Monarchie in Deutschland war sowie die Einführung des allgemeinen, geheimen Wahlrechtes [auch für Frauen] und des 8-Stundentages bedeutete. Der Kaiser floh, Deutschland kapitulierte und eine kurze Zeit bildeten sich > Arbeiter- und Soldatenräte in ganz Deutschland. Aufgrund der Stärke der Arbeiter_innenbewegung stand für kurze Zeit die Frage Sozialismus oder Kapitalismus offen im Raum. Bis 1924 kam es zu verschiedenen Massenstreiks, Aufständen und Räterepubliken. Rechte und Reaktionäre bezeichnen die > Novemberrevolution 1918 als »Dolchstoß«.
Rock against Racism | [Karnevalistische] antirassistische Konzert-Event-Initiative aus London ab 1976. Kulturell-politische Antwort auf das verstärkte Auftreten der National Front und offenen Rassismus in England. Ideengeber der Verquickung von Kultur und progressiven politischen Initiativen wie »Rock gegen Rechts« ab Anfang der 1980er Jahre auch in der BRD. Bis heute sind antifaschistische Aktionen/Blockaden oftmals mit »Rock gegen Rechts« verlinkt.
Silvio Rodriguez | Cubanischer politischer Sänger. Rodriguez ist einer der bekanntesten cubanischen Liedermacher der Musikrichtung Nueva Trova. Seine poetischen Lieder sind im spanischsprachigen Raum seit den 1970er Jahren weit verbreitet und auch von anderen berühmten Sänger_innen interpretiert worden.
Karl Rössing | * 25.9.1897/Gmunden; † 19.8.1987/ Wels. Holzstichtechniker, Künstlergraphiker und Buchillustrator. Antifaschistisch kritische Haltung am Ende der Weimarer Republik, widersprüchliche Haltung während des Nationalsozialismus. Gilt als Erneuerer der Holzschnitttechnik.
RAF | Rote Armee Fraktion. 1970-1998 bewaffnet kämpfende, illegale, revolutionäre Gruppe in der BRD. Offiziell als »Terrorgruppe« tituliert. Bekannte Mitglieder: Andreas Baader, > Ulrike Meinhof, > Holger Meins und Grundun Ensslin. Die RAF galt als größter [realer] Feind der gesellschaftlichen Ordnung in den 1970/80er Jahren. Im »Deutschen Herbst« 1977 wurden die damals in Isolationshaft gehaltenen, bekanntesten Mitglieder tot in ihren Zellen aufgefunden.
Résistance | Sammelbegriff für den französischen/belgischen Widerstand gegen die deutsche und italienische Besatzung sowie gegen die mit diesen kollaborierenden Institutionen und Bevölkerungsgruppen während des II. Weltkriegs. Die Résistance war nicht einheitlich organisiert und geführt, sondern verfolgte je nach Organisation verschiedene Ziele. Im Frühjahr 1943 gelang es die wichtigsten Gruppierungen auf allgemein gehaltene gemeinsame Ziele festzulegen und eine Koordinierungsinstanz zu etablieren [Initiative von General de Gaulle]. Setzte den faschistischen Besatzern heftig zu.
Rudolf Rocker | * 25.3.1873/Mainz; † 19.9.1958/Crompond. Anarchistischer Autor und Historiker. Musste 1893 nach London emigirieren, Vertreter des > kommunistischen Anarchismus, einflussreicher, ideologischer Kopf in der > FAUD. Mitbegründer der anarchosyndikalistischen > Internationalen Arbeiter-Assoziation [IAA] 1922. Floh 1933 erneut, lebte dann in den USA.
Rote Hilfe/Internationale Rote Hilfe | Die Rote Hilfe ist eine Solidaritäts- und Unterstützungsorganisation für politische, linke und emanzipatorische Gefangene und für von Repression Betroffene. Die historische Rote Hilfe Deutschland wurde auf Initiative der > KPD 1924 gegründet und bestand bis 1936. Die Internationale Rote Hilfe war bereits 1922 als Gegenstück zum Internationalen Roten Kreuz auf Intiative der > Komintern gegründet worden. 1924 hatte die IRH in 19 Ländern Ablegerorganisationen. Mit der Auflösung der Komintern am Ende des II. Weltkrieges, verschwand auch die historische IRH.
Rote Zora | Stadtguerilla von Feministinnen/Frauen. Organisatorisch unabhängig, politisch zunächst eine Einheit mit den > RZ. In den 1980er löste sie sich zusehends von den RZ. Der Name geht auf das Jugendbuch »Die Rote Zora« zurück.
RZ | Revolutionäre Zellen. 1973 in der BRD entstandenes militantes Netzwerk bestehend aus autonomen Gruppen. Von den 1970er Jahren bis in die 1990er Jahre aktiv und begriffen sich als Teil der Autonomen Bewegung. In den RZ kristallisierten sich zwei verschiedene Strömungen heraus. Ein Teil war – ähnlich wie die > RAF – »antiimperialistisch« orientiert, während ein anderer Teil einen »sozialrevolutionären« Ansatz vertrat. Die > Rote Zora war eine Frauengruppe, die sich in diesem Zusammenhang organisierte.
Jean Paul Satre | * 21.6.1905/Paris; † 15.4.1980/Paris. Französischer Publizist, Philosoph und Dramatiker. Vordenker des Existentialismus, enge [intellektuelle] Verbundenheit mit Simone de Beauvoir. 1964 Nobelpreis für Literatur, mischte sich tagespolitisch als bekannte intellektuelle Persönlichkeit immer wieder ein. Engagierte sich gegen den Vietnamkrieg oder besuchte 1974 den > RAF-Gefangenen Andreas Baader im Gefängnis. Als Sarte – fast total erblindet – 1980 starb, kamen 50.000 Menschen zu seiner Beerdigung.
SDS | Sozialistischer Deutscher Studentenbund. Existent 1946-1970. Anfangs der > SPD nahestehend, wurde er nach der erzwungenen Trennung von der Mutterpartei zum Sammelbecken der Neuen Linken und spielte eine bedeutende Rolle in der Student_innenbewegung der 1960er Jahre. V.a in der 1968er Revolte eine organisatorisch-politisches Rückgrat der APO. In dieser Zeit 2.500 Mitglieder. Bekanntester Aktivist: > Rudi Dutschke. Löste sich 1970 selbst auf.
Zayd Malik Shakur | * 6.6.1940; † 6.5.1973/New Jersey. Geboren als James F. Coston. Erschossen beim Versuch Assata Shakur in einer Polizeikontrolle zu schützen. Militanter Aktivist der > Black Liberation Army.
Simplicissimus | deutsch: der Einfältigste. Eine satirische Wochenzeitschrift, die von April 1896 bis September 1944 in München herausgegeben wurde. Bis heute eine der bekanntesten deutschen Satireblätter.
Sozialistengesetze | 19.10.1878 verabschiedet. Gültig bis 30.9.1890. »Gesetz gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie«. Das Gesetz verbot sozialistische und sozialdemokratische Organisationen und deren Aktivitäten im Deutschen Reich. Initiator war Reichskanzler Otto von Bismarck. Viele deutsche Sozialist_innen emigrierten in dieser Zeit..
Spanischer Bürgerkrieg | Juli 1936 bis April 1939. Krieg zwischen der demokratisch gewählten Regierung der Zweiten Spanischen Republik und Putschisten unter General Franco. Vor dem internationalen Panorama entstehender faschistischer Regierungen in ganz Europa war der > Spanische Bürgerkrieg ein militärisch ausgetragener Konflikt kämpfender sozialistischer, kommunistischer, anarchistischer und auch [liberal]demokratischer Arbeiter_innen gegen die aufkommende Wucht des Faschismus. Die internationale Beteiligung am antifaschistischen Kampf drückte sich auch in den > Internationalen Brigaden aus. Gleichzeitig kam es auf linker Seite zu grundsätzlichen Konflikten zwischen autoritär kommunistischen und sozialrevolutionären/anarchistischen Kräften.
Spartakusbund | Ab August 1914 innerhalb der > SPD als zu deren Kurs oppositionelle »Gruppe Internationale«, ab 1916 als Spartakusgruppe, ab 1917 als linker Flügel der von der SPD abgespaltenen > USPD. Während der > Novemberrevolution 1918 waren die Spartakist_innen parteiunabhängig und strebten eine Räterepublik an. Am 1.1.1919 in die neu gegründete KPD aufgelöst. Bekannte Mitglieder: > Rosa Luxemburg, > Karl Liebknecht.
SPD | Sozialdemokratische Partei Deutschland. »Sozial« und »demokratisch« sollte aus dem Namen gestrichen werden. Ehemals Partei großer Teile der Arbeiterbewegung. Gegründet: 1863. Schon 1914 für Kriegskredite gestimmt und politisch verantwortlich für die Niederschlagung der > revolutionären Aufstände 1918/19. Heute älteste im Parlament vertretene Partei, die sich nun als Volkspartei bezeichnet und z.B. politisch verantwortlich ist für die drastisch veränderte Arbeitsgesetzgebung rund um Hartz IV.
Stalin | Josef Stalin. * 18.12.1878/Gori; † 5.3.1953/Kunzewo. Nachfolger von > Lenin als Kopf der > KPdSU. Seit 1922 war er Generalsekretär des > ZK der KPdSU, seit 1941 Vorsitzender des Rates der Volkskommissare, seit 1946 Vorsitzender des Ministerrats der > UdSSR und in den Jahren 1941 bis 1945 Oberster Befehlshaber der Roten Armee. Nachdem er sich im Machtkampf innerhalb der KPdSU durchgesetzt hatte, behielt er diese Ämter bis zu seinem Tod. Sein diktatorischer Führungsstil, die Säuberungen vermeintlicher Gegner_innen in den eigenen Reihen haben der Idee des Kommunismus nachhaltig geschadet und zur ideologischen Diskreditierung von Marxismus, Sozialismus und Kommunismus beigetragen.
Der Syndikalist | Deutschsprachige Zeitschrift des Anarchosyndikalismus von 1918-1932 als Organ der > FAUD. Monatlich im Zeitungsformat 10.000 Exemplare. 1933 verboten.
Clara Thalmann | * 24.9.1908/Basel; † 27.1.1987/ Nizza. Schweizerische Anarchistin und Spanienkämpferin in der »Durruti-Kolonne«. 1937 Exil in Paris, Beteiligung an der > Résistance. Ab 1953 wohnhaft in der von ihr gegründeteten Kommune Séréna bei Nizza.
Thälmann-Batallion | Freiwilligenverband bestehend aus rund 1.500 Deutschen, Österreichern und Schweizern. Neben einem Bataillon war die gesamte XI. Brigade nach dem 1933 verschleppten und 1944 im > KZ-Oranienburg getöteten Vorsitzenden der > KPD benannt. Andere Bataillone der XI. Brigade trugen die Namen von Edgar André [KPD, Hamburg] oder > Hans Beimler.
UdSSR | Union der sozialistischen Sowjetrepubliken. 1922-1991. Gegründet durch > Lenin. Ein zentral verwalteter förderativer Staat auf dem Territorium der heutigen Russischen Föderation. Während des > Kalten Krieges zweite Supermacht und realsozialistischer Gegenpol der kapitalistischen Supermacht USA.
UNAM | Universidad Nacional Autónoma de México/Nationale unabhängige Universität Mexiko. Eine der ältesten, größten und qualitativsten Universitäten des amerikanischen Kontinents. 1968 befand sich die UNAM inmitten studentischer Proteste. Die UNAM erlebte auch nach 1968 zahlreiche Aufstände, u.a. in den Jahren 1987 und 1999. Beide waren Reaktionen auf den Versuch der Regierung, den öffentlichen und unentgeltlichen Universitätscharakter einzustellen. Der Streik gegen die neoliberale Bildungspolitik von 1999 zog sich über neun Monate hin und hatte die vollständige Lahmlegung des Universitätsbetriebs zur Folge.
UNESCO | United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization/Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur. Internationale Organisation und gleichzeitig eine der 17 rechtlich selbstständigen Sonderorganisationen der Vereinten Nationen. 193 Staaten sind derzeit in der UNESCO vertreten.
USPD | Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschland. 1917-22 Massenpartei, bis 1931 parlamentarische Randerscheinung. Sie ging aus der Gruppe von SPD-Abgeordneten im Reichstag hervor, die sich ab 1914 immer offener gegen die Unterstützung des I. Weltkriegs und die Burgfriedenspolitik durch die > SPD aussprachen. Diese Gruppe, die in der Fraktion gegen die Kriegskredite eingestellt, in der entscheidenden Abstimmung aber der Fraktionsdisziplin gebeugt hatte, gründete 1917 die USPD. War vertreten im »Rat der Volksbeauftragten«. 1922 trat die Mehrheit der USPD der > KPD bei, der kleinere Teil fand seinen Weg zurück zur SPD oder schloss sich kleineren sozialistischen Gruppen an.
Pancho Villa | * 5.6.1878/San Juan del Río; † 20.7.1923/Parral. Mexikanischer Revolutionär und Volksheld. Freiheitskämpfer, Guerrillero, Outlaw, Kriegsherr, Gouverneur, Hollywood-Star, General, – alles Beschreibungen, die Villa über sich ergehen lassen musste. Villa war Guerilla-Kommandant in der mexikanischen Revolution. Nach deren Ende wurde Villa von der neuen Regierung als Ikone dargestellt, obwohl vermutet wurde, dass er von eben dieser Regierung umgebracht worden war. Für die Mehrheit der [damaligen] Bevölkerung hingegen der mexikanische > Robin Hood.
Dhoruba bin Wahad | In den 1960er/1970er Jahren Aktivist der > Black Panther Party, Gründer der > Black Liberation Army. Zu 25 Jahren Haft verurteilt, 19 Jahre abgesessen. Durch > COINTELPRO ins Gefängnis gekommen, erhielt er nach langem juristischem Prozedere 400.000 $ Entschädigung, wovon er eine Stiftung für schwarze [politische] Gefangene gründete. Setzt seine politische Tätigkeit fort, lebt heute u.a. als Autor in New York.
Helene Weigel | * 12.5.1900/Wien; † 6.5.1971/Ost-Berlin. Österreichisch-deutsche, linke Schauspielerin und Intendantin [Berliner Ensemble]. Lebensgefährtin und Frau > Bertolt Brechts.
Kurt Weil | * 2.3.1900/Dessau; † 3.4.1950/New York. Deutsch-amerikanischer, jüdischer, linker Komponist.
Weiße Folter | siehe > Isolationshaft.
Atahualpa Yupanqui | * 22.1.1908 als Héctor Roberto Chavero/Pergamino; † 23.5. 1992/Nîmes. Kommunistischer Sänger, Gitarrist und Schriftsteller. Er wird als der wichtigste argentinische Folklore-Musiker des 20. Jahrhunderts gewertet. V.a. deshalb, weil er verschüttetes und vergessenes Liedgut des Volkes wiederentdeckte und interpretierte.
Heinrich Zille | * 10.1.1858/Radeburg; † 9.8.1929/ Berlin. Zeichner, Maler, Lithograf, Grafiker und Fotograf, dessen Motive größtenteils das Berliner Alltagsleben mit Ironie und Sozialkritik einfangen. Trotz seiner Popularität und Auszeichnungen zu Lebzeiten, behielt Zille den »Blick von Unten«.
ZK | Zentralkomitee. Oberstes Leitungs- und Entscheidungsgremium kommunistischer Parteien/Organisationen.