Rebell: Eugen Leviné

Wir Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub,
dessen bin ich mir bewusst.
*

Kreuzberg | 29.7.2012. »Es lebe die Welt­revolution!« soll der Kommunist und führender Kopf der Münchener Räterepublik, Eugen Leviné gerufen haben, als ihn die Kugeln im Münchener Gefängnis Stadelheim am 5. Juni 1919 niederstreckten. Es war die Vollstreckung des ersten Todesurteils der gerade gegründeten Weimarer Republik. Die Existenz der Republik in Deutschland ist eben auf Personen wie Eugen Leviné zurückzuführen, die die Novemberrevolution 1918 initiierten und mittrugen, den Krieg damit beendeten und die Monarchie entmachteten. → weiterlesen

Rebell: Bruce Lee

Selbsterkenntnis ist die Grundlage des Jeet Kune do, weil sie nicht nur für die Kampfkunst des Einzelnen wirksam ist,
sondern auch für sein Leben als mensch­liches Wesen.
*

Kreuzberg | 18.7.2012. Schmierige Bahnhofkinos bildeten die Kulisse für die Kung-Fu-Filme, in denen Bruce Lee in den 1970er Jahren in Europa sein eingefleischtes Fanpublikum begeisterte. Erst 1973 drehte er seinen einzigen Hollywood-Film »Der Mann mit der Todeskralle« (»Enter the Dragon«), alle anderen Filme entstanden in Hong Kong und machten ihn dort zwischen 1970 und 1973 zum Superstar. Zwar hatte Lee schon als Kind und Jugendlicher in chinesischen Produktionen als Schauspieler gewirkt, jedoch spiellte hierbei Kampfkunst keine herausragende Rolle.
1958 ging Lee mit 18 Jahren nach San Francisco, wo er einen Kollege-Abschluß machte und anschließend Philosophie studierte. → weiterlesen

Rebellin: Lieschen Vogel

Zwei der jungen Menschen tragen den Aufnäher der historischen „Antifaschistischen Aktion“, die 1932 gegen den drohenden Faschismus gegründet wurde. Die junge Frau mit dem Aufnäher ist Lieschen Vogel. Sie trägt eine Krawatte, was damals einige Kommunistinnen getan haben, um eine moderne und emanzipierte Haltung auszudrücken. *

Kreuzberg | 2.7.2012. Vor 80 Jahren, am 10. Juli 1932 wurde auf dem Reichseinheitskongress in Berlin die historische »Antifaschistische Aktion« ausgerufen. Im Alter von 80 Jahren starb 1986 die Göttinger/Berliner Antifaschistin Lieschen Vogel. Lange Zeit existierte lediglich ein Foto einer Gruppe junger Menschen, deren Jackenärmel Aufnäher der »Antifaschistischen Aktion« zieren. Eine aktuelle Recherche des »Verein zur Förderung antifaschistischer Kultur« aus Göttingen hat versucht das Leben der Antifaschistin nachzuzeichnen…→ weiterlesen

Rebell: Lapu Lapu

I want to get a Lapu Lapu [the Filipino warrior] tattoo on my back, but I‘ve got some questions?*

Kreuzberg | 14.6.2012. Gewürze von der Inselgruppe der Molukken [Indonesien] waren das Ziel des als Weltumsegeler in die Geschichte eingegangenen Portugiesen Fernando Magellan. Der Portugiese startete im Auftrag von Karl V., dem spanischen Herrscher des Heiligen Römischen Reiches 1520 mit fünf Schiffen nach Südamerika, um eine Durch­fahrt am südlichen Kap Richtung pazifischen Ozean zu finden. Ziel war es, einen Seeweg zu finden, der Zugriff auf Gewürze – eine begehrte und wertvolle Handelsware – jenseits der Kontrolle Portugals ermöglichen sollte.
Papst Alexander VI. hatte 1493 mit einem Stück Papier (Bulle Inter caetera) die Welt auf einer Weltkarte in europäischer, größenwahnsinniger Gottgläubigkeit in eine portugiesische und spanische Hälfte geteilt. Portugal und Spanien galten zu dieser Zeit als die christlichen Herrscher der Welt. Magellan und die spanische Krone hatten ihre Rechnung jedoch ohne den Fürsten der Insel Mactan, Lapu Lapu gemacht. → weiterlesen

Rebellin: Alexandra Kollontai

Alexandra Kollontais Theorie der Sexualität zeigt den Weg zur Entwicklung einer emanzi­patorischen Theorie auf, einer roten Theorie der Sexualität.*

Kreuzberg | 18.5.2012. Die erste Ministerin in der modernen Geschichte Europas setzte in ihrer Amtszeit wesentliche Rechte zur Verbesserung der Lebensverhältnisse von Frauen durch. Alexandra Kollontai hatte zwischen 1918 und 1919 als Sozialministerin des Revolutions­kabinetts und später als Vorsitzende der Frauenab­teilung beim ZK der KPdSU die Lockerung des Eherechtes und die Verbesserung des Mutterschutzes erwirkt. Bahnbrechend war die Legalisierung von Abtreibung und die entsprechende zur Verfügungstellung von Mitteln zur Durchführung.
Darüber hinaus trat sie für Volksküchen und eine durch die Gesellschaft verantwortete kollektive Erziehung von Kindern ein. »Nicht die sexuellen Beziehungen bestimmen das moralische Ansehen der Frau, sondern ihr Wert im Arbeitsleben, bei der gesellschaftlich-nützlichen Arbeit.«** Bereits zur Zeit der russischen Revolution hatte sie weitergehende Vorstellungen von der Befreiung und der Gleichheit des Menschen als z.B. Lenin. → weiterlesen

Rebell: Heinz Kiwitz

Guernica, Konzen­trations­lager und Krieg gegen die Religion – was hat deutsche Kunst mit diesem Totentanz der mensch­lichen Kultur anders zu schaffen, als dass sie die Geissel schwingt gegen diesen Gewalt­marsch in die Barbarei?*

Kreuzberg | 6.5.2012. Aus Angst vor weiteren Repressalien vernichtete der Duisburger Holzschnitzer Heinz Kiwitz 1934 einen Großteil seiner Arbeiten. Kiwitz war gerade aus dem KZ Börgermoor/Papenburg entlassen worden. Ein Jahr zuvor war er dorthin wegen »antifaschistischer Tätigkeit« und »gesellschaftskritischer Arbeiten«** verschleppt worden, nachdem er seine Duisburger, kommunistische Freundin im Gefängnis besucht hatte. Mit der Machtübertragung auf die Faschisten, hatten die SA-Schlägertrupps sein Atelier in Berlin überfallen. → weiterlesen

Rebell: Víctor Jara

Er war einer der großen Helden des wirklichen Volksliedes, eine der Lichtgestalten in Lateiname­rika, ein Che Guevara mit Gitarre.*

Kreuzberg | 27.4.2012. Der 11. September 1973 markiert in ganz Südamerika ein großes Trauma. An diesem Tag putschte General Pinochet blutig gegen die von der Mehrheit des Volkes gewählte sozialistische Regierung der Unidad Popular unter Salvador Allende. Der Putsch wurde durch die CIA und den US-Konzern ITT aktiv unterstützt. Zum Zeitpunkt der Stürmung und Bombardierung des Präsidentenpalastes durch die Militärs war Víctor Jara in der technischen Universität von Santiago geblieben, weil es ihm aufgrund der politisch gefährlichen Lage zu riskant erschien, nachts noch auf den Straßen unterwegs zu sein. Er wurde zusammen mit anderen Leidensgenoss_innen in das Fußballstadion verschleppt, wo er brutal zusammengeschlagen wurde. Die Militärs brachen ihm beide Hände, damit der beliebte Sänger und Regisseur nie wieder Gitarre spielen könne. → weiterlesen

Rebell: Max Hoelz

Die Sprengungen erfolgten genau nach vorgesehenem Plan in Dresden, Freiberg, Leipzig und anderen Orten, wo die Klassenjustiz besonders gewütet hatte.*

Kreuzberg | 14.4.2012. Ausschluss aus der KPD wegen Disziplinlosigkeit, so das Partei-Urteil gegen Max Hölz 1920. Der 1919 der KPD-Beigetretene verfolgte seine eigenen Vorstellungen von der Erlangung der Revolution zur Abschaffung des Kapitalismus. Hölz organisierte im Vogtland/Thüringen über 1000 bewaffnete Arbeiter_innen. Er betei­ligte sich maßgeblich am Mit­tel­deutschen Auf­stand 1921. Schon in den revolutionären Aufständen im November 1918 war Max Hölz Mitbegründer des Arbeiter- und Soldaten­rates in Falkenstein gewesen.
»Ich versuchte [ …] für die revolutionäre Sache zu wirken. Die »Leipziger Volks­zeitung« richtete in Plauen im Vogtland eine Druckerei ein und gründete ein USP-Organ für das ganze Vogtland, die »Vogtländische Volkszeitung«. Dort meldete ich mich und wurde zunächst damit beschäftigt, Abonnenten zu werben. Durch dieses Werben von Haus zu Haus – treppauf, treppab für eine Bewegung, die ich selbst verstandesmäßig noch nicht voll erfasst hatte, lernte ich viel. Als dann die Vorbereitungen für die Wahlen zur Nationalversammlung einsetzten, wurde ich von den Plauener USPD-Leuten – ich war Mitglied der USPD geworden – in die umliegenden Ortschaften geschickt, um dort mit anderen Genossen zusammen Versammlungen einzuberufen und Ortsgruppen zu gründen. Auf diese Weise sind unter meiner Mitwirkung die Ortsgruppen in Reichen­bach, Netschkau und Mühlau entstanden. Und in Reichenbach im Vogtlande habe ich in den Januartagen 1919 als Flugzettelverteiler der USPD meine ersten kräftigen Prü­gel von SPD-Fanatikern be­zogen.«** → weiterlesen

Rebell: John Heartfield

Ja, was soll den Arbeitern die Kunst?
Haben die Maler ihren Bildern die Inhalte gegeben,
die dem Befreiungs­kampf der arbeitenden Men­schen entsprechen,
die sie lehren sich zu befreien
aus dem Joch tausend­jähriger Unterdrückung?!
Sie haben die Welt trotz all dieser Schande
im beruhigenden Lichte gemalt.
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Kreuzberg | 30.3.2012. Die Wahrheit setzt sich aus Fakten zusammen. Die Anordnung der Fakten, ihre Betrachtungsweise entscheidet über die Wahrnehmung von Wahrheit. So könnte das philosophisch-politische Konzept der Fotomontage von John Heartfield beschrieben werden. Er gilt als der große Könner und Erfinder der gesellschaftskritischen Foto­montage/-kollage. Fakten sind hier Teile der Wirklichkeit, fotografisch dokumentiert; die anschließend neue Kon­textualisierung entspricht dem Aufmachen einer neuen Pers­pektive, einer anderen Wirk­lichkeit.
Aufgrund der Bedeutung des Fotos als Abbild der Realität war die Fotomontage ein höchst geeignetes Mittel politischer Agitation und ethischer Erziehung. Die Fotografie war erste Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts entstanden, dementsprechend aufsehend­erregend waren somit auch die fotografischen Kompositionen Heartfields. → weiterlesen

Rebell: Che Guevara

Die Revolution trägt man nicht im Mund, um von ihr zu leben, man trägt sie im Herzen, um für sie zu sterben.*

Kreuzberg | 20.3.2012. Ikone aller Ikonen könnte der cubanische Revolutionär und Marxist Che Guevara auch genannt werden. Sein Gesicht in Kombination mit den Worten »Hasta la victoria siempre« ist das weitbreiteste Motiv auf der Welt, das für Rebellion, Revolution, Emanzipation und Befreiung steht. In ganz Lateinamerika ist er ein Volksheld, für die linken Bewegungen weltweit steht er v.a. für die reale Möglichkeit eine Revolution bewaffnet durchführen zu können. Auch hat seine Symbolfigur etwas von David gegen Goliath, → weiterlesen