Rebell: Heinz Kiwitz

Guernica, Konzen­trations­lager und Krieg gegen die Religion – was hat deutsche Kunst mit diesem Totentanz der mensch­lichen Kultur anders zu schaffen, als dass sie die Geissel schwingt gegen diesen Gewalt­marsch in die Barbarei?*

Kreuzberg | 6.5.2012. Aus Angst vor weiteren Repressalien vernichtete der Duisburger Holzschnitzer Heinz Kiwitz 1934 einen Großteil seiner Arbeiten. Kiwitz war gerade aus dem KZ Börgermoor/Papenburg entlassen worden. Ein Jahr zuvor war er dorthin wegen »antifaschistischer Tätigkeit« und »gesellschaftskritischer Arbeiten«** verschleppt worden, nachdem er seine Duisburger, kommunistische Freundin im Gefängnis besucht hatte. Mit der Machtübertragung auf die Faschisten, hatten die SA-Schlägertrupps sein Atelier in Berlin überfallen.
Nach 1934 versuchte sich der bei Karl Rössing gelernte Holzschneider mit Illustrationen literarischer Werke über Wasser zu halten. Ein wichtiger Kontakt und Brötchengeber war der Berliner Verleger Ernst Rohwolt, der ihm schlussendlich 1937 zur Flucht nach Kopenhagen verhalf, da permanent die Gefahr im Raum stand, dass der Sozialist Kiwitz erneut verhaftet würde.
In Kopenhagen traf er weitere Emigrant_innen, u.a. Bertolt Brecht ging aber einige Monate später nach Paris, wo er an Exil-Propaganda gegen den Nationalsozialismus mitwirkte. Er wurde auch Mitglied des Freien Künstler­bundes, der 1938 von Emigrant_innen in Paris gegründet wurde. Schon in der Weimarer Republik war Heinz Kiwitz Mitglied der ASSO gewesen.
An der Gestaltung der Ausstellung »Fünf Jahre Hitler-Dikatatur« im Pariser Gewerkschaftshaus war er aktiv beteiligt. Schon im August 1937 hatte Kiwitz mit »Absage eines deutschen Künstlers an Hitler – Einer der in der braunen Presse nicht gelobt werden will« in der »Pariser Tageszeitung« das braune Treiben in Deutschland kritisiert. »Ohne dass […] man meine Einwilligung einholte, wurden […] auch Holzschnitte von mir ausgestellt. Ein Teil der gleichgeschalteten Berliner Presse widmete mir großen Raum in der „Kunstbetrachtung“, die ja jetzt befehlsmäßig an Stellte der Kritik getreten ist. Man stellt mich als einen der wichtigsten Künstler des „neuen Deutschland“ hin. Dazu sei festgestellt: Ich bin im Januar 1937 aus Deutschland emigriert. Ich wünsche nicht, anerkannt zu werden von jenen die heute in Deutschland regieren, die die Kunst in Kasernen sperren und von Kommisstiefeln zurechttreten lassen. In mir bäumt sich alles auf gegen den gewaltsamen Missbrauch der Kunst, der mit schönen, heiteren und heroischen Bildchen die Fratze des Krieges verdecken soll. […] Wahre Kunst wächst aus Lebensbejahung, Menschenliebe und fruchtbarer Entfaltung. Die Kunst geht immer gegen die Tyrannei und mit der Freiheit. Tod, Hass und Mangel sind die negativen Grundwerte des Faschismus. Sie haben das Führerprinzip proklamiert und die Gedankenfreiheit ausgerottet, das Volk erklären sie als unmündig rechtslose „Gefolgschaft“, tributpflichtiger Masse.«***
1938 ging Heinz Kiwitz nach Spanien, schloß sich dem internationalen Kampf gegen die faschistischen Truppens Francos an und fiel vermutlich bei der Schlacht am Ebro. Er wurde 24 Jahre alt.
Informationen
Website über Heinz Kiwitz
Wikipedia | Heinz Kiwitz
Buchtips
Heinz Kiwitz Pappbilderbuch | Paul Bender| Lange Verlag | 1963
Heinz Kiwitz | Paul Bender | Verlag Carl Lange | 1963
Märchen vom Stadtschreiber, der aufs Land flog. Enaks Geschichten | Erzählung | Hans Fallada | Wacholtz-Verlag | 2006
Holzschnitte gegen den Krieg | Frans Masereel | Insel Verlag | 1989
Gravures Rebelles 4 Romans Graphiques | Frans Masereel/Lynd Ward/Giacomo Patri/Laurence Hyde | Édition L’échappée| 2008
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