Rebell: Lapu Lapu

I want to get a Lapu Lapu [the Filipino warrior] tattoo on my back, but I‘ve got some questions?*

Kreuzberg | 14.6.2012. Gewürze von der Inselgruppe der Molukken [Indonesien] waren das Ziel des als Weltumsegeler in die Geschichte eingegangenen Portugiesen Fernando Magellan. Der Portugiese startete im Auftrag von Karl V., dem spanischen Herrscher des Heiligen Römischen Reiches 1520 mit fünf Schiffen nach Südamerika, um eine Durch­fahrt am südlichen Kap Richtung pazifischen Ozean zu finden. Ziel war es, einen Seeweg zu finden, der Zugriff auf Gewürze – eine begehrte und wertvolle Handelsware – jenseits der Kontrolle Portugals ermöglichen sollte.
Papst Alexander VI. hatte 1493 mit einem Stück Papier (Bulle Inter caetera) die Welt auf einer Weltkarte in europäischer, größenwahnsinniger Gottgläubigkeit in eine portugiesische und spanische Hälfte geteilt. Portugal und Spanien galten zu dieser Zeit als die christlichen Herrscher der Welt. Magellan und die spanische Krone hatten ihre Rechnung jedoch ohne den Fürsten der Insel Mactan, Lapu Lapu gemacht.
Mactan ist eine Insel der Philip­pinen. Als Magellan am 27. April 1521 die Inselbewohner_innen dem christlichen Glauben und dem König Spaniens unterwerfen wollten, kam es im knietiefen Wasser zu folgenschweren Auseinandersetzungen. Magellan und seine Mannschaft wurden von den Bewohner_innen Mactans ob ihrer kriegerischen und unterdrückerischen Absichten angegriffen. Trotz vorhandener Musketen unterlagen die spanischen Eindringliche, die noch Tage zuvor die Nachbarinsel Cebu unterworfen hatten.
Anführer der Inselbewohner_innen war der heutige phillippinische Volksheld Lapu Lapu, der nach Angaben historischer Forschung über vielseitige Fähigkeiten im Kämpfen verfügte. Noch heute werden die unterschiedlichen Disziplinen des Filipo Martial Arts [FMA] wie das philippinische Boxen Panantukan und das stockkämpferische Kali auf die Traditionen Lapu Lapus zurückgeführt.
Magellan wurde bei dem Kampf getötet – durch einen Giftpfeil und eine Lanze. Die spanischen Verlierer zogen sich zurück und wurden in den darauffolgenden Tagen auch noch von der Insel Cebi vetrieben, deren Fürst und die Bewohner_innen sich nach dem erstaunlichen Sieg Lapu Lapus ebenfalls erhoben.
Es gibt in der Überlieferung verschiedene Erklärungen für den Namen Lapu Lapu. Ein einheimischer, roter Fisch der Korallenwelt der Phillippinen trägt diesen Namen. Das Verhalten des in den Riffen versteckt lebenden Fisches wird als aggressiv und verschlagen beschrieben. Andere Forscher_innen gehen davon aus, dass die Namensgebung eher ein Hinweis auf eine Hautkrankheit Lapu Lapus sei, die eine Art Schuppenflechte gewesen sein könnte.
Wie auch immer – Fakt ist, dass Lapu Lapu den ersten Versuch der Kolonialisierung Spaniens zurückschlug. Ab 1565 jedoch fielen die Philippinen bis 1898 Spanien in die Hände, die der Inselgruppe nach dem spansichen Thronfolger Philipp auch den heutigen Namen gab. Jahrhundertlang gab es keine eigenständige Darstellung der Geschichte der eigentlichen Einwohner_innen der Inselgruppe, lediglich die christliche Eroberungsgeschichte von Königen, ihren Familien und Kriegen wurde von Chronisten erfasst.
Wie in vielen Teilen kolonialisierter Länder überlebte Wissen, Medizin, Kampfkunst, tägliche Traditionen in direkter mündlicher Überlieferung oder in Form von Festen und Tänzen bzw. kulturellen Ausdrücken wie Stickereien oder Töpferei. Erst mit der endgültigen politischen Unabhängigkeit [von den USA] ab 1946 begann auch eine Forschung um die geschichtlichen Wurzeln des Landes. Lapu Lapu ist heute – neben einem Mythos – Forschungsgegenstand.
Die Stadt Lapu-Lapu-City trägt seinen Namen, es existieren zahlreiche Lapu-Lapu-Denkmäler auf den Philippinen.
Informationen
Wikipedia | Lapu Lapu
Battle of Mactan | Wikipedia (english)
Phillippinen | Wikipedia
Filipino Martial Arts / FMA | Kampfkunst
Buchtips
Arnis | Escrima | Kali | Die Kunst der wirbelnden Stöcke | Lehrbuch für den Stockkampf | Gunnar Siebert | Verlag Weimann | 2004
Modern Arnis | The Filipino Art of Stickfighting | Remy Presas | Ohara Publications Inc. California | 1983
Filipino Martial Arts | Cabales Serrada Escrima | Mark V. Wiley | Charles E. Tuttle Company Tokyo | 1994
Inosanto Kali| Theorie und Praxis der philippinischen Kampfkunst | Guido Sieverling, Thomas Monden | Books on Demand | 2011
Filmtips
Lapu Lapu | Spielfilm | William G. Mayo | 2002
Lapu-Lapu | Spielfilm | Lamberto V. Avellana | 1955
The World of American Modern Arnis | The Art, The Science, The Spirit | Dokumentation | Punong Guro Tom Bolden | 1995
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