Rebellin: Assata Shakur

Nichts ist magischer als Wahrheit und Gerechtigkeit, nichts ist schöner als Freiheit.*

Kreuzberg | 01.05.2014. Am 2. Mai 2005 setzte das FBI eine Belohnung von eine Millionen US-Dollar auf Assata Shakur aus, erneut tauchte sie als eine der meist gesuchten Feind*innen auf Terror-Listen der US-Sicherheitsbehörden im Jahre 2013 auf.
32 Jahre zuvor war sie bei ihrer Festnahme angeschossen und wegen angeblichen Polizistenmordes zu lebenslanger Haft ver­urteilt worden. Assata Shakur war Aktivistin sowohl der militant auftretenden Black Panther Party als auch der bewaffnet kämpfenden Black Liberation Army [BLA]. Schon von 1971-1973 wurde sie öffentlich verschiedener Verbrechen bezichtigt; sie wurde zur staatlich Gejagten. → weiterlesen

Rebell: Bobby Seale

Du bekämpft Ras­sismus nicht mit Rassismus. Der be­ste Weg, wie du Rassismus be­kämpfst ist mit Solidarität.*

Kreuzberg | 03.11.2013. Gefesselt mit einem Knebel musste Bobby Seale seinem eigenen Gerichts­prozess im September 1969 in Chicago beiwohnen. Ihm wurde – zusammen mit sieben anderen – Verschwörung und Aufhetzung im Rahmen von Protesten gegen den alle vier Jahre stattfindenden Parteitag der US-Partei »Demokraten« vorgeworfen, der Ende August 1968 in Chicago abgehalten worden war.
Der Vietnamkrieg und die Protestbewegung gegen die US-amerikanische Regierung waren auf ihrem Höhepunkt. Der Prozess um die so genannten Chicago Eight/Seven war einer der bekanntesten Re­pressionsfälle in der Geschichte der Anti-Vietnambewegung. → weiterlesen

Rebell: Augusto César Sandino

Man muss sich immer auf die Seite der Ehre und Gerechtigkeit stellen. Das ernährt den Geist und macht ihn unbesiegbar.*

Kreuzberg | 28.8.2013. Die FSLN, die nationale sandinistische Befreiungsfront siegte am 19. Juli 1979 nach jahre­langem Guerilla-Kampf endgültig gegen die 43 Jahre andauernde Somoza-Diktatur in Nica­ragua. Nicht nur der von den USA protegierte Präsident Anastasio Somoza Debayle musste abtreten, auch durchlebte das kleine mittelamerikanische Land nach der Befreiung in den folgenden Jahren zahlreiche Reformen im Bereich der Landverteilung, der Gesundheit und der Alphabetisierung. Namens­geber der revolutionären Guerilla und heutigen Partei war Augusto Cesár Sandino. Geo­politisch war die »nicaraguanische Revolution« bedeutend, weil es die imperialistische Vormachtstellung der USA im »Hinterhof« Lateinamerika schwächte und damit Beispiel für die Möglichkeit eines kleinen Landes war, sich von militärischen Besatzungsplänen und ökonomischer Ausbeutung einer Weltmacht befreien zu können. → weiterlesen

Rebell: Nicola Sacco

Am 22. August 1927 wurden Sacco und Vanzetti auf dem elektrischen Stuhl zu Tode gefoltert. Aber der Kampf der internationalen Bewegung zur Befreiung der beiden Arbeiterführer öffnete Millionen die Augen über den wahren Charakter des kapitalistischen Systems und seiner Justiz. Sacco und Vanzetti blieben Kämpfer bis zum letzten Augenblick.*

Kreuzberg | 12.7.2013. Ein Zettel des wegen Tötung eines Bankangestellten verurteilten Celestino Madeiro vom 18. November 1925 stellte die Verurteilung zum Tode durch den elektrischen Stuhl gegen Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti nochmals in ein anderes Licht.
Sacco und Vanzetti waren zu dieser Zeit bereits auf der ganzen Welt bekannt als italienische Emigranten, organisierte Arbeiter und Anarchisten. Sie wurden 1920 inhaftiert unter der Beschuldigung einen Doppelraubmord begangen zu haben und bereits 1921 verurteilt. Verurteilt von einem voreingenommenem Richter und von Geschworenen, für die – vor dem Hintergrund rassistischer Hetze gegen Einwander_innen – die Schuld der beiden bereits feststand. → weiterlesen

Rebell: Rio Reiser

Wir sind die Zukunft, wir sind die Antwort, wir sind die Helden, wir sind die Stars. Wir, die millionen Unbekannten
und was wir wollen, wird morgen wahr.
*

Kreuzberg | 4.5.2013. Ton Steine Scherben aus dem Berlin der frühen 1970er Jahre war nicht nur die linksradikale Rockgruppe der BRD, sie ist bis heute eine der ganz wenigen kulturellen Ausdrücke der Neuen Linken, die direkt aus der Bewegung kam und nicht an ihrer eigenen kommerziellen Vermarktung interessiert waren.
Rio Reiser war ihr poetischer Sänger und leidenschaftlicher Songschreiber. Der erste Auftritt der Band, die den Soundtrack für die West-Berliner Hausbesetzerszene lieferte [Rauch-Haus-Song] und auch selbst das ehemalige Krankenhaus Bethanien mitbesetzte, war legendär. → weiterlesen

Rebell: Salvador Puig Antich

Wir handeln, um uns in der Zukunft zu schützen, das Gewicht der Gegenwart spürend, in welchem die Wurzeln liegen für den Grund des Daseins.*

Kreuzberg | 30.3.2013. Der Film »Salvador – Der Kampf um die Freiheit« kam im September 2007 in die bundesdeutschen Kinos. In der Hauptrolle war Daniel Brühl zu sehen. Eine einerseits wohlwollende Würdigung des Lebens und der bewaffneten Politik von Salvador Puig Antich. Andererseits ein Mach­werk, dass wenig gesellschaftliche Hintergründe ausleuchtet oder kaum die generellen politischen Motivation der Akti­vist_innen vermittelt. Am Ende blieb eine gehörige Portion Abenteuertum übrig.
Der sozial-poltische Hintergrund Salvador Puig Antichs als eines von sechs Kindern einer Arbeiterfamilie wurde u.a. deutlich durch seinen Vater, der zur Zeit der II. Spanischen Republik Mitglied der »Acció Catalana« war und nach Frankreich flüchten musste, da er zum Tode verurteilt worden war. Salvador flog schon als Jugendlicher wegen »mangelnder Diziplin« von seiner stark religiösen Schule, ging aber an­schließend zur Abendschule, wo er bereits Freunde traf, die später Mitglieder des Movimiento Ibérico de Liberación [MIL] wurden. → weiterlesen

Rebell: Huey Newton

Huey konnte Streetgang-Typen aufgabeln und in ihnen soziales Bewusstsein erwecken.*

Kreuzberg | 18.3.2013. »Ich hatte nicht einen Lehrer, der mir irgendetwas Relevantes für mein Leben oder meine Erfahrungen beigebracht hat. Nicht ein Lehrender hat in mir den Wunsch erweckt mehr zu lernen, Fragen zu stellen oder die Welt der Literatur, Wissenschaft und Geschichte zu entdecken. Alles, was sie taten, war mir den Sinn meiner Einzigartigkeit und den Wert als Mensch zu rauben, was fast meinen Drang Untersuchungen anstellen zu wollen, abgetötet hätte.«** Diese bittere Erkenntnis schrieb Huey Newton in seiner schon 1973 verfassten Biografie »Revolutionärer Selbstmord« nieder. Newton wuchs in Armut in Oakland auf und trotz des ausgeprägten Rassismus in den 1960er Jahren in den USA, schloß er zu­nächst die Schule ab, allerdings als Analphabet. Autodidaktisch brach­te er sich Lesen bei und begann Rechtswissenschaften zu studieren. → weiterlesen

Hoffnung lebt weiter – zum Tod von Hugo Chavez

Unsere politischen Führer gehen von Gipfel zu Gipfel, aber unsere Völker gehen von Abgrund zu Abgrund.*

* Chávez in der Schlusssitzung des Weltgipfels in Johannesburg für die Gruppe der so genannten Entwicklungsländer | 4.9.2002

5.3.2013 | Caracas | Venzuela. Um 16:47 Uhr wurde der Tod des schwer krebskranken venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez Frias festgestellt. Weltweit gibt es Kommentare zu seinem Tod. Nach 14 Jahren Präsidentschaft ist dies trotz des Wissens um seine Krankheit ein schwerer Schlag für Venezuela und die Entwicklungen rund um die Idee des Sozialismus des 21. Jahrhunderts in Südamerika.
Chavez steht für einen Weg realpolitisch den Versuch zu starten den Kapitalismus (nicht nur in seinem Land) umzukrempeln, ohne dabei von vorneherein als Reformer aufgetreten zu sein. Im Gegenteil, sein Programm war die Revolution (in der Revolution). Ein Verständnis von grundsätzlicher Veränderung zur Teilhabe der Ausgeschlossenen vom gesellschaftlich durch alle erzeugtem Reichtum. Breit angelegte Sozialprogramme gegen Armut, für gesundheitliche Versorgung, Bildung aller und Selbstermächtigung mit Hilfe der verdammten Ölressourcen des Landes, hat sich als unmittelbar gangbarer Weg zur Bekämpfung sozialer Not erwiesen. Politisch sind die Versuche der kommunitären Selbstverwaltung/Selbstbestimmung (Consejos Comunales) aufsehend erregend und ein zarter Anfang, zur Realisierung der Vorstellung eines prinzipiell anderen Aufbaus zur Produktion gesellschaftlich notwendiger Güter und der politischer Basisentscheidungen.→ weiterlesen

Rebell: Wolfgang Neuss

Man muss die Leute belügen,
damit sie die Wahrheit heraus­finden.
*

Kreuzberg | 31.1.2013. 38,5 g Haschisch­ und mehrere LSD-Trips brachten die Ber­liner Justiz 1979 dazu, Wolfgang Neuss acht Monate auf Be­währung aufzubrummen. Die­ses in der Öffentlichkeit viel beachtete Urteil sollte die Person Neuss demontieren.
Es wirkte wie die späte Rache einer bürgerlichen Ge­sellschaft, die von sich selbst das Bild pflegen wollte, über alles reden zu können und eine demokratische Diskussionskultur zu besitzen.
Jemand wie Wolfgang Neuss hat ein solches gesellschaftliches Selbstbild gründlich unterlaufen und das mit enormer persönlicher Konsequenz. → weiterlesen

Rebell: Thomas Müntzer

Die Herren machen das selber, dass ihnen der arme Mann feind wird.
Die Ursache des Aufruhrs wollen sie nicht wegtun. Wie kann es die Länge gut werden?
So ich das sage, muss ich aufrührerisch sein.
*

Kreuzberg | 11.1.2013. Revolution und Glaube an Gott vereinte Thomas Münzter in den Bauernaufständen von 1525 in Thüringen. Als ehemaliger Schüler Martin Luthers ging Müntzer weit über dessen reformatorische Anliegen hinaus und begab sich damit auch in Opposition zu seinem einstigen Lehrmeister.
Gerade mit seiner Positionierung auf Seiten aufständischer Bäuer_innen unterschied er sich von Luther. Dies drückte sich auch darin aus, dass Müntzer die Messen z.T. in deutsch statt in Latein abhielt, was ihn faktisch zum Übersetzer der Bibel für den »gemeinen Mann« machte. → weiterlesen