Rebellin: Mercedes Sosa

Es ändert sich das Oberflächliche, es ändert sich das Grundsätzliche, es ändert sich die Art zu denken, es ändert sich alles in dieser Welt.*

Kreuzberg | 28.05.2014. »La negra«, so der liebvoll von ihrem Publikum zugerufene Spitzname von Mercedes Sosa, eine der wohl bekanntesten lateinamerikanischen Sängerinnen. Ihre in Europa oftmals als Folklore titulierte Musik war Bestandteil des »Nuevo Canciónero«, der neuen Liedersammlung Argentiniens.
»Die Bewegung neue Liedersammlung kämpft für die Verwandlung der aktuellen engverknüpften Liedes mit der Kultur des Volkes in ein unveräußerliches nationales, kulturelles Gut. Bestätigend, dass die Kunst, wie das Leben selbst, sich in permanenter Bewegung und Umwandlung befinden sollte und deshalb sind wir auf der Suche nach der Integration der volkstümlichen Liedersammlung in die kreative Entwicklung des Volkes. Dieses kulturelle Gut soll das Volk in seinem Werdegang begleiten, seine Träume ausdrücken wie auch seine Freude, seine Kämpfe und seine Hoffnungen.«**
Die aus Argentinien stammende Mercedes Sosa machte sich das Werk von Musiker_innen und Komponist_innen des Nueva Canción zu eigen und brachte sie durch ihre leidenschaftliche Interpretation zur Popularität. Popularität ist hier in der Tat als im spanischen Sprachraum benutzten »popular«, dem »Volke nahe« zu verstehen.
Schon in den 1960er Jahre erlangte sie mit traditionellen Liedern über das auszehrende Alltagsleben von Bäuer_innen und Indigenen nationale Bekanntheit. Eine besondere Verbundenheit zeichnete die stimmgewaltige Argentinierin mit dem Chilenen Víctor Jara und der kommunistischen Sängerin Violetta Parra aus, die auch »Gracias a la vida« schrieb, welches wiederum Mercedes Sosa in ihrer Version zu Weltruhm brachte.
Vor dem Hintergrund es Kalten Krieges fanden ihre politischen Lieder den entsprechenden sozial-politischen Kontext, vor allem in Bezug auf die Entkolonialisierungs­bestrebungen vieler lateinamerikanischer und afrikanischer Befreiungsbewegungen. Ihre Reisen führten sie schon früh nach Miami, Lissabon, Rom, Warschau, Leningrad, Kislowodsk, Sotschi, Gagra, Baku und Tiflis.
Trotz der argentinischen Militärdiktatur [1976-1983] verblieb Mercedes Sosa zunächst an der Seite ihres Volkes, auch wenn ihre Platten und z.T. Auftritte verboten waren. 1979 wurde sie – samt Publikum – in La Plata von Militärs verhaftet. 1980 flüchtete sie ins Exil nach Madrid.
Mit dem verlorenen Krieg der Falkland-Inseln 1982 musste die argentinische Militärdikatur aufgrund ihrer desaströsen, neoliberalen Wirtschaftspolitik, ihrer Politik der Verschwundenen und internatio­nalen Druckes abtreten.
Unmittelbar gab Mercedes Sosa möglicherweise das wichtigste Konzert ihres Lebens. Ihr Konzert im Opernhaus Buenos Aires wird als Schlüsselsituation in der Übergangszeit zwischen Diktatur und so genannter Demokratisierung des Landes gewertet und steht für eine politi­sche und musikalische Erneuerung argentinischer Kultur.
1983 kehrte die Legende nach Argentinien zurück und gab in den folgenden Jahren unzählige Konzerte mit allen Größen lateinamerikanischer Musik, darunter Silvio Rodriguez [Cuba], Charlie Garcia, León Gieco, Horacio Guarany und Atahualpa Yupanqui [alle Argentinien] sowie Joan Baez [USA].
Sie engagierte sich stets politisch auf Seiten des Volkes, so z.B. für die »Madres de Plaza de Mayo«, die Mütter der Verschwundenen während der Militärdiktatur in Argentinien.
Als sie 2009 im Alter von 74 Jahren starb, wurde ihre Leiche aufgebart und zehntausende von Menschen nahmen Abschied von der »Stimme Amerikas«.
Informationen
Website Mercedes Sosa
Wikipedia | Mercedes Sosa
Artikel zum Tod von M. Sosa | Die Zeit | 5.10.2009
argentina-online
Hintergrund: »Solo le Pido a Dios« | der Freitag | 19.01.2010
Anspieltips
30 Años | Mercedes Sosa | 1998
Acústico | en vivo | Mercedes Sosa | 2003
Filmtips
Mercedes Sosa | La voz de Latinoamérica | Dokumentarfilm | Rodrigo H. Vila | 2013
Sera Posible El Sur | Eine Reise durch Argentinien mit Mercedes Sosa | Doc-Spielfilm (OmU) | Stefan Paul | 1985
Mercedes Sosa| Como un pajaro libre | Dokumentarfilm | Ricardo Wullicher | 1983
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