Rebell: Subcomandante Marcos

Es ist nicht nötig, die Welt zu erobern.
Es genügt, sie neu zu schaffen.
Heute. Durch uns.
*

Kreuzberg | 17.8.2012. Eine Welt, in der viele Welten Platz haben, das ist das Credo der zapatistischen Bewegung, die ihre Wurzeln im südlichen, armen mexikanischen Bundesstaat Chiapas hat. Dort, im lakandonischen Urwald lebt ein Mythos: Subcomandante Marcos, viel abbgebildeter, maskierter und mit Pfeife ausgestatteter Guerillero der EZLN. Der jetzt mit dem Namen »Delegado Zero« [Delegierter Null] versehene Marcos ist eine »Kunstfigur«, ein visuelles und sprachliches Symbol für die Absage an etablierte, repräsentative Parteienpolik, ein Symbol für Befreiung, ein Symbol für die Absage an der Teilhabe an Macht. Die zapatistische Bewegung hat mit ihrem Konzept der »Anti-Macht« auch grundlegende Ideen – wie die der klassischen sozialistischen Revolution – über Bord geworfen.
Die am 1. Januar 1994 mit der Besetzung verschiedener Städte im Süden Mexicos öffentlich bekannt gewordene EZLN bzw. die zapatistische Bewegung schlug mit der Verquickung kommunitärer Ansätze indigener Kulturen und klassenloser marxistischlibertärer Ideen neue Wege im Kampf gegen kapitalistische, neoliberale Politik ein.
»Die Anti-Macht wird zur Verkörperung des Schreis. Dabei hat der Schrei eine negative [destruktive] und eine positive [konstituierende] Seite. Zum einen ist er Widerstand gegen die instrumentelle Macht, die sich ausbreitenden Eigentumsverhältnisse, zum anderen konstituiert er Freiräume, in denen der Kapitalismus nicht leben kann und ermöglicht damit kreative Macht. Diese Freiräume setzen gemeinschaftliche Organisationsformen voraus, die je nach Phase des Kampfes [der Revolution] andere sind. Revolution beschreibt hier nicht einen Zeitpunkt, sondern einen Prozess, an dessen Ende der befreite Mensch steht.«**
Subcomandante Marcos wurde als wesentlicher Urheber der poetischen Verlautbarungen in kürzester Zeit zum unbekannten Gesicht des Zapatismus. Auch der Versuch der mexikanischen Regierung, die Identität von Marcos als ehemaliger Philosophieprofessor offen zu legen, änderte nichts am Symbolgehalt der Figur Marcos. Es spielt keine Rolle, wer hinter der Pasamontañas steckt.
Die zapatistische Idee des Aufbaus einer anderen Welt, dem Kapitalismus den Rücken zuzuwenden, bedeutet im Konkreten die Illegalisierung ihres Kampfes durch mexikanisches Militär im Auftrag der Politik. Mit Ansätzen, wie der »anderen Kampagne«, einer öffentlichen Rundreise, um dem Volk zuzuhören, erteilten die Zapatist_innen gängiger Machtpolitk abermals eine Absage. Sie folgen bis heute dem »preguntando caminamos« [fragend gehen wir voran].
Nichtsdestotrotz bedeutet die Existenz der EZLN als bewaffneter Schutz der zapatistischen Gemeinden auch bewaffnete Auseinandersetzungen. Hierbei ist der Versuch entscheidend, sozial-politische Konflikte nicht militarisieren zu wollen.
Subcomandante Marcos hat zahlreiche Bücher veröffentlicht, in denen er [indigene] Geschichten schriftlich niederlegt.
Informationen
Wikipedia | Subcomandante Marcos
Wikipedia | EZLN
Reden und Texte | Subcomandante Marcos
Revista »Rebeldia« | spanisch
Buchtips
Bot­schaften aus dem Lakan­donischen Urwald | Über den zapati­stischen Aufstand
in Mexiko
| Subcomandante Marcos | Edition Nautilus | 2005
Kassensturz | Subcomandante Marcos | Interview | Laura Castellanos | Edition Nautilus | 2008
Yo Marcos | Gespräche über die zapatistische Bewegung | Marta Duran de Huerta | Edition Nautilus | 2001
La Lucha sigue – Der Kampf geht weiter | EZLN. Ursachen und Entwicklungen des zapatistischen Aufstands | Luz Kerkeling | Unrast Verlag | 2006
Geschichten vom Alten Antionio | Subcomandante Marcos | Assoziation A | 2007
Unbequeme Tote | Vierhändiger Roman | Paco Ignacio Taibo II, Subcomandante Marcos | Assoziation A | 2005
Filmtips
Aufstand der Würde | Die zapatistische Bewegung in Chiapas/Mexico | Dokumentation | Luz Kerkeling, Dorit Siemers, Heiko Thiele | BRD 2007
Zapatistas Chronik einer Rebellion – Teil I | Dokumentation | LaJornada – Carmen Lira Saade | Mexico 2003
Zapatistas Chronik einer Rebellion – Teil II | Dokumentation | LaJornada – Carmen Lira Saade | Mexico 2003
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