Rebell: Holger Meins

Entweder du bist ein Teil des Problems
oder ein Teil der Lösung.
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Kreuzberg | 3.11.2012. 39 kg wog der 1,86 m große Holge Meins nur noch, als er in Folge brutaler Zwangsernährung durch die Justizbehörden nach 58 Tagen Hungerstreik am 9. Novem­ber 1974 starb. Im Knast Wittlich, in der malerischen Eifel, war dies bereits sein dritter Hungerstreik gewesen, um gegen die Haftbedingungen der »weißen Folter« anzukämpfen.
Holger Meins war im Okotber 1970 abgetaucht und hatte sich der RAF angeschlossen. »Die Rote Armee Fraktion und Stadtguerilla sind diejenige Fraktion und Praxis, die, indem sie einen klaren Trennungsstrich zwischen sich und dem Feind ziehen, am schärfsten bekämpft werden. Das setzt politische Identität voraus […] Stadtguerilla setzt voraus, sich über seine eigene Motivation im klaren zu sein, sicher zu sein, daß sich »Bild«-Zeitungsmethoden bei einem nicht mehr verfangen, daß das Antisemitismus-Kriminellen-Untermenschen-Mord & Brand-Syndrom, das sie auf Revolutionäre anwenden, die ganze Scheiße […], daß die einen nicht trifft.«** Holger Meins war nach der erschossenen Petra Schelm die zweite Person der RAF, die getötet worden war. Sein Tod löste unmittelbar Demonstrationen mit über 10.000 Menschen aus, Brandanschläge gegen öffentliche Einrichtungen und gegen die Polizei waren die Folge.
Der ehemalige Filmstudent und Aktivist des SDS hatte schon vor seinen Aktivitäten bei der Stadtguerilla an zahlreichen Aktionen der außerparlamentarischen Opposition teilgenommen, so war er auch am 2. Juni 1967 auf der Demonstration gegen den Schah-Besuch in Berlin, als der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen worden war. Auch wohnte er in der legendären Kommune 1 und arbeitete bei der Berliner Zeitung Agit 883 mit.
Meins gehörte zum ersten Kolelktiv der RAF, die mit ungeheurer persönlicher Konsequenz, schneidenden Worten, harscher Kritik gegen sich selbst und andere die Grundlage für mehr als zwei Jahrzehnte bewaffneten Kampf in der BRD legte. »Wichtig ist, daß man, bevor man sich entschließt, bewaffnet zu kämpfen, legale politische Erfahrungen gemacht hat. Wo der Anschluß an die revolutionäre Linke auch noch einem modischen Bedürfnis entspricht, schließt man sich besser nur da an, von wo man wieder zurück kann.«***
Der Schritt selbst in der Illegalität zu Leben, bedeute kein Zurück mehr in das zuvor geführte Leben zu haben. Es bedeutete die Möglichkeit von Gefängnis und Tod. Zur Frage der Finanzierung durch Banküberfälle verfasste die RAF in ihrer Schrift »Stadtguerilla und Klassenkampf« folgendes: »Manche sagen: Bankraub ist nicht politisch. Aber seit wann ist die Frage der Finanzierung einer politischen Organisation keine politische Frage. Die Stadtguerillas in Lateinamerika nennen Bankraub »Enteignungsaktionen«. Niemand behauptet, dass der Bankraub für sich an der Ausbeuterordnung etwas ändert. Für die revolutionäre Organisation bedeutet er erstmal nur die Lösung ihres Finanzierungsproblems.«****
1971 gestand jeder vierte Bürger unter 30 »gewisse Sympathien« für die RAF ein, jeder zehnte Norddeutsche erklärte sich bereit, gesuchte Untergrund­kämpfer für eine Nacht zu beherbergen.*** Momentaufnahme einer Republik.
Informationen
Wikipedia | Holger Meins
Zusammenstellung | Filme/Informationen von und über Holger Meins
Wikipedia | Rote Armee Fraktion
Wikipedia | Stadtguerilla
Info zur RAF (bis 2009)
offizielle Mitglieder der RAF
Buchtips
Starbuck. Holger Meins: | Ein Porträt als Zeitbild | Gerd Conradt | Espresso Verlag | 2001
Rote Armee Fraktion | Texte und Materialien zur Geschichte der RAF | Originaltexte | ID-Verlag | 1997
Stadtguerilla und soziale Revolution | Über den bewaffneten Kampf und die Rote Armee Fraktion | Emile Marenssin | Ça ira | 1998
Das rote Jahrzehnt | Unsere kleine deutsche Kulturrevolution 1967-1977 | Gerd Koenen | Fischer-Taschenbuch-Verlag | 2002
Stammheim | Der Prozeß gegen die Rote Armee Fraktion | Pieter Bakker Schut | Malik Verlag | 1995
Filmtips
Holger Meins – Gespräche mit seinem Vater | Biographisches Teil I | Dokumentation
Holger Meins – Gespräche mit seinem Vater | Biographisches Teil II | Dokumentation
Starbuck – Holger Meins| Doku-Film | Gerd Conradt | 2001
Black Box BRD| Dokumentation | Andres Veiel | 2001
Die Stille nach dem Schuss| Spielfilm | Volker Schlöndorff | 200o
Die Innere Sicherheit| Spielfilm | Christian Petzold | 200o
Deutschland im Herbst| dokumentatorischer Spielfilm | Rainer Werner Fassbinder, Volker Schlöndorff u.a.| 1978
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Informationen zum Projekt »IKONEN ZUM ANFASSEN«

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