Pfeifen auf Ampeln, auf Menschenrechte und auf den Respekt vor Mitmenschen: Policía Nacional – Ecuadorianische Abteilung der unbeliebtesten Berufsgruppe der Welt.
Quito | 25. November 2010. Die Akustik in den Straßen Quitos ist bestimmt vom Hupen, Pfeifen und dem langanhaltenden Heulen von Autoalarmanlagen. Ein Kuriosum ist die Beschäftigungstherapie der Abteilung »Verkehrsreglung« der unbeliebtesten Berufsgruppe der Welt. Auch in der Hauptstadt Ecuadors gibt es zahlreiche Kreuzungen, an denen mit Hilfe von Lichtsignalen, im Allgemeinen als Ampeln bezeichnet, der Verkehr geregelt wird. Das – sollte man meinen – ist die Berufung dieser technischen Einrichtungen.
Dies scheint aber bei den Beamten der »Policía Nacional« entweder nicht angekommen zu sein, oder aber sie misstrauen zutiefst diesem dreifarbigen – international interpretierbaren – Lichtspiel.
Jedenfalls stehen zahlreiche Uniformierte in hellgelben Westen eingehüllt, über ihre dreckgrüne Berufbekleidung gezogen, mit Trillerpfeifen im Mund mitten auf der Kreuzung. So manch einer hat sich extra fein gemacht mit weißen Handschuhen, manche stehen auch nur am Rand, etwas deplatziert zumeist. Und wenn es ihnen in den Sinn kommt, blasen sie sinnfrei in ihre energischen akustischen Hilfsmittel. Den Sinn versteht weder Autofahrerin noch Fußgänger. Als Sinn konnte ich nur die Unterstreichung ihrer als Polizist ausgewiesenen Existenz ausmachen. Ein locker flockiges »Hallo, ich bin’s, die Pfeife vom Dienst und ich bin wichtig!« schallt einem entgegen. Das regelmäßig unregelmäßige Pfeifen könnte auch als Kaschierung ihrer offensichtlich sinnlosen Tätigkeit begriffen werden, denn immerhin werden die Damen und Herren von Staatsgeld bezahlt, welches wiederum von anderen Mitgliedern der Gesellschaft erarbeitet werden muss. Das Trillern mit ernster Minie hat diesbezüglich möglicherweise auch selbsttherapeutische Wirkung; wer hätte kein schlechtes Gewissen, Geld mit täglichem Rumstehen auf einer Kreuzung, die mittels Ampeln den Verkehr regelt, zu verdienen. Da pfeife ich doch freiwilig lieber ein Mal mehr als untätig herum zu stehen. So macht das Sinn!
Trotz dieser sinnstifenden Berufung, wünsche ich niemandem in grausigen Uniformen, Schaftstiefeln und zu großen Mützen den lieben langen Tag in Dieselwolken dicke Kniee vom Rumstehen zu bekommen.
Manche Ansätze in anderen Systemen verstehe ich einfach nicht…