Er war ein Mann der Tat! – Er meinte es ernst mit der Erfüllung der revolutionären Ideale. Er trat für die sofortige Verteilung des Grundbesitzes an die armen Bauern in Spanien ein.*
Kreuzberg | 4.10.2011. In der Nacht vom 8. auf den 9. Mai 1933 tötete Hans Beimler einen SS-Mann, um mit dessen Uniform aus dem KZ Dachau fliehen zu können. Nach wochenlanger illegaler politischer Arbeit wurde er am 11. April 1933 von der faschistischen Polizei verhaftet und 14 Tage im Münchener Polizeipräsidium bestialisch gefoltert.
Hans Beimler war 1932/33 Reichstagsabgeordneter der KPD, zuvor bereits im Landesparlament von Bayern vertreten sowie Stadtratsmitglied von Augsburg. Als gelernter Schlosser war Beimler schon organisierter Gewerkschafter und Kommunist zur Zeit der revolutionären Aufstände 1918/19 in Deutschland. Als Marinesoldat am I. Weltkrieg beteiligt, gehörte er dem Arbeiter- und Soldatenrat von Cuxhaven an und war 1919 als Spartakist Mitbegründer der KPD. Die Münchener Räterepublik 1919 gestaltete er aktiv mit, was nach deren blutiger Niederschlagung zu einer kurzen Inhaftierung führte. Schon 1921 wurde er erneut verhaftet, weil er versucht hatte, mittels der Sprengung einer Brücke, einen Truppentransport in das aufständische Sachsen [Mitteldeutscher Aufstand] zu stoppen. Dafür verbüßte er zwei Jahre Festungshaft.
1925 reiste er als Delegierter der Münchener Betriebsräte in die Sowjetunion, was für einen einfachen Arbeiter wie Beimler enorme Bedeutung hatte, da die Sowjetunion als großes Mutterland der Revolution und der Verwirklichung kommunistischer Ideen galt.
Immer wieder wurde Beimler mit Repressalien belegt, da er als Aktivist ständig in Konfrontation mit den bestehenden [Arbeits-]Verhältnissen stand. Beimler war einerseits treuer Parteikommunist, andererseits war er über seine politische Basisarbeit »geerdet«, obwohl er innerhalb der Partei bedeutende Funktionen ausfüllte. Auch der Ausschluss aus dem Metallarbeiterverband 1928 wegen oppositioneller Arbeit, dem er seit 1913 angehört hatte, gibt Auskunft darüber, dass Beimler stets seine eigenen Vorstellungen von revolutionärer Tätigkeit hatte. Als Hans Beimler aus dem KZ Dachau floh, wurde seine Familie von den faschistischen Behörden als Geisel in »Schutzhaft« genommen.
Noch 1933 erschien sein Buch »Mörderlager Dachau«, welches er in seinen Genesungsmonaten in der Sowjetunion verfasste. Das erste Dokument über das beginnende, menschenverachtende KZ-System in Deutschland. »Die Tatsache, dass ich mitder allergrößten Wahrscheinlichkeit das Lager nicht mehr lebendig verlassen werde, ließ mir nur die Wahl wie ich sterben wollte. Für mich stand aber unumstößlich fest, dass ich erstens auf keinen Fall Hand an mich legen und dass ich mich zweitens nicht grausam in dem finsteren Dreckloch erwürgen und eventuell aufhängen lassen werde, so dass ich mich entschied, auf jeden Fall in der Nacht auszubrechen, und wenn mich die Bande dabei erwischt, … die Außenwelt dann durch die Mörder selbst erfahren muss, dass „der Kommunist Beimler auf der Flucht erschossen wurde“. So bereitete ich mich darauf vor. Ohne Erregung „verließ“ ich in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai die Zelle, um jeden Augenblick die Kugel zu erwarten.«**
Auch wegen seiner inhaftierten Familie kehrte Beimler nach Paris und Zürich zurück, arbeitete für die Internationale Rote Hilfe, geriet abermals mit der rigiden stalinistischen Bürokratie in Konflikt, wurde kurze Zeit politisch kalt gestellt und ging im Sommer 1936 – auch auf Anordnung der kommunistischen Partei – nach Spanien zum Aufbau der Internationalen Brigaden zur Unterstützung der Spanischen Republik. Er baute das Thälmann-Batallion auf, stand wieder einmal im
Widerspruch mit stalinistischen Direktiven vor Ort und wurde am 1. Dezember 1936 von einer Kugel unbekannter Herkunft ermordet.
Informationen
Wikipedia | Hans Beimler
Portrait Hans Beimlers bei der VVN/BdA
Kurzbiografie auf der Seite der Gedenkstätte »Ernst Thälmann«/Ziegenhals
Website des Hans Beimler-Chors Berlin/Neukölln
Buchtips
Hans Beimler – Ein Lebensweg. Biografie von Antonia Stern
Dachau Mörderlager: Vier Wochen in den Händen der braunen Banditen, | Moskau 1933
Filmtip
Hans Beimler, Kamerad | Rudi Kurz | DDR 1969 [Youtube in mehreren Teilen]
Spanien im Herzen – Hans Beimler und andere | Dokumentarfilm | Karlheinz Mund | Defa 1985
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Informationen zum Projekt »IKONEN ZUM ANFASSEN«
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