Rebell: Buenaventura Durruti

Habt ihr Euch schon kollektiv organisiert? Wartet nicht länger! Besetzt Land! Organi­siert Euch so, dass es weder Chefs noch Schmarotzer geben wird. Wenn wir das nicht umsetzen, macht es keinen Sinn weiter vorwärts zu streben. Wir müssen eine neue Welt errichten, anders, als die, die wir zerstören.*

Kreuzberg | 18.1.2012. Schwarzes Kleeblatt, wurden die drei Anarchisten ­Buenaventura Durruti, Francisco Ascaso und Garcia Oliver genannt, auch als »Los Solidarios« [Die Solidarischen] bekannt. Eine Gruppe militanter Anarchist_innen, die von Farbik­besitzern, der Kirche und bürgerlichen Politikern angeheuerte Mörder zur Tötung von organisierten Arbeiter_innen, bekämpfte. Durruti war sein Leben lang ein entschiedener Gegner des Kapitalis­mus und seiner Profiteure.
Schon mit 21 Jahren musste er in Asturien die Niederschlagung eines Generalstreiks mit­erleben. In nur drei Tagen tötete die Armee 70 Arbeiter_innen, verletzte über 500 und inhaftierte 2.000 Aufständische. Durruti, Beteiligter am Streik, floh nach Frankreich, kehrte jedoch bereits 1920 nach Barcelona zurück und schloss sich der anarchistischen Gewerk­schaft CNT an.
Am 4. Juni 1923 wurde der Erzbischof von Saragossa durch ein Attentat getötet, welches u.a. Durruti zugeschrieben wurde. Der Erz­bischof war ein bedeutender Geldgeber für Schikanen und Repression gegen organisierte Arbeiter_innen sowie wohlhabender Teilhaber an Spiel­lokalen. Wegen des starken Verfolgungsdrucks musste Durruti wieder ins Exil, was ihn dieses Mal nach Lateinamerika führte.
Auch dort war er an Geldbeschaffungsmaß­nahmen für die anarchistische Bewegung in Spanien und Frankreich und an Guerilla-Aktivitäten beteiligt, was z.B. Banküberfälle mit einschloss. Ständig in der Klandestinität lebend, fanden sich seine Spuren 1924, beim Versuch nach Cuba einzuschiffen, wieder. Zuvor war er u.a. in Chile, Uruguay und Mexiko tätig gewesen. 1924 schlug ein Plan fehl den spanischen König Alfonso XIII. und den spanischen Diktator Riviera bei einem Staatsbesuch zu kidnappen, was Durruti und seine Kampfgefährten in Paris ins Gefängnis brachte.
Nach einem Jahr und einem vielbeachteten Prozess hatte Durruti nach seiner Freilassung zunächst mit Auslieferungsverfahren an Argentinien zu kämpfen. Dank internationaler Unterstützung konnte er 1930 politisches Asyl in Belgien erlangen, nachdem er noch 1928 aus Deutschland ausgewiesen worden war.
Nach dem Sturz der Monarchie in Spanien ging Durruti dorthin zurück und beteiligte sich im Rahmen der anarchistischen Gewerkschaft CNT/FAI am Aufbau der politischen Bewegung und selbstverwalteter Arbeitsstätten. Mit dem Wahlsieg der Linken [Volksfront] 1936 begann faktisch ebenfalls der Spanische Bürgerkrieg, der 1939 mit einer Niederlage der emanzipatorischen sozial-politischen Kräfte endete. General Franco errichtete den Spanischen Faschismus, der bis zu seinem Tod 1975 andauerte.
Von Barce­lona aus begann Durruti im Juli 1936 die Organisierung einer Miliz zur Verteidigung der Republik gegen den Putsch der rechten Genera­lität Francos. Die legen­däre »Durruti-Kollone«, zunächst geformt aus 1000 Soldat_innen, bestand nach kurzer Zeit aus 8.000-10.000 Menschen, die als freiwillige Milizen die vor­übergehende Befreiung Sara­gossas und Aragoniens aufopfe­rungsvoll erkämpften. Der Versuch mit 4.000 Kämpfenden im November 1936 die Belagerung Madrids durch die fa­schi­­sti­schen Truppen aufzubrechen, schei­terte. Durruti selbst starb am 20. No­vember 1936 durch eine Kugel, deren Herkunft bis heute ungeklärt ist.
Informationen
Wikipedia | Buenaventura Durruti
Anarchopedia | Buenaventura Durruti
Informationen zu B. Durruti | FAU
Buchtips
Durruti | Leben und Tod des spanischen Anarchisten | Abel Paz | Edition Nautilus| 2003
Der kurze Sommer der Anarchie | Hans Magnus Enzensberger | Suhrkamp Verlag | 1977
Mein Katalonien | Bericht über den Spanischen Bürgerkrieg | George Orwell | Diogenes Verlag | 1975
Der Abend vor der Schlacht. Stories aus dem Spanischen Bürgerkrieg | Ernest Hemmingway | rororo | 1983
Venceremos | 1939/2009 – Zum Spansichen Bürgerkrieg und seinen Folgen | Hrsg. Antifaschistische Linke Berlin [ALB] | Berlin 2009
Filmtips
Buenaventura Durruti, Anarchist | Dokumentarfilm | Jean-Louis Comolli und Ginette Lavigne | 1999
Durruti: Biographie einer Legende | Dokumentarfilm | Hans Magnus Enzensberger | 1972
Land and Freedom | Spielfilm | Ken Loach | 1995
Die Utopie leben | Dokumentarfilm | Juan Gamero, F. Ríos, Mariona Roca und Mitzi Kotnik | 1997
Unter der schwarzen Fahne Anarchisten in Spanien | Dokumentarfilm | Reinhold Behm | 1984
|||| |||

Informationen zum Projekt »IKONEN ZUM ANFASSEN«