Armut I: glänzende Oberfläche


Für 25-50 Cent werden die Business-Schuhe wieder auf Hochglanz gebracht. Eine »dreckige« Arbeit für eine glänzende Oberfläche…

Quito | 1. Dezember 2010.
Laut einer aktuellen Meldung der Nachrichtenagentur Reuters ist die Armut in Ecuador landesweit im Vergleich von 2008 zu 2009 leicht angestiegen. Die offiziellen Zahlen sagen: 2008 habe sie bei 39% gelegen, 2009 lag sie bei 40,2 %. Als Ursache wird die internationale [Finanz]Krise des Kapitalismus ausgemacht. Punkt.
An jeder Ecke in Quitos Innenstadt sind Schuhputzer_innen zu sehen. Für 25-50 Cent werden die Schuhe mit neuem Glanz versehen. Zwischen denen, die putzen und denen, die ihre Füße aufpolieren lassen, liegen Welten und zumeist eine Tageszeitung. Während die am Boden Sitzenden eifrig hin- und her schrubben, sitzt der Obere auf einem Kissen, und schaut in die Welt der Zeitungswirklichkeit, dem Arbeitenden nicht einen Blick würdigend.
Es gibt kaum ein Bild, was auf der symbolischen Ebene treffender die ausbeuterischen und verachtenden Verhältnisse im Kapiltalismus ausdrückt: der auf Hochglanz gebrachte betrachtet die Realität durch den Filter der Medienwelt – 4-farbig, mit aufregenden Schlagzeilen und allerlei Werbekrempel – während der [im informellen Sektor] Arbeitende mit gesenktem Haupt die Kraft seiner Hände, die Beugung seines Rückens, den scharfen Geruch der Schuhcreme, den harten Boden [seines Holzhockers] und die Blicke desjenigen spürt, der breitbeinig über ihm thront.