Rebell: Augustin Souchy

Mein herrschaftsfreies Streben galt stets der Errichtung
einer gewaltlosen Ordnung an Stelle der organisierten
Gewalt.
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Kreuzberg | 9.03.2015. »Die lange Hoffnung«, so der Titel eines von der Medienwerkstatt Freiburg 1983 produzierten Dokumentarfilms mit der schweizer Anarchistin Clara Thalmann und einem der bekanntesten deutschsprachigen Anarchisten, Augustin Souchy. Beide begaben sich nach Spanien, um an Orten des Spanischen Bür­ger­­krieges, der internationalen Kampf­­­front gegen den Faschismus, an denen sie selbst kämpften, Erinnerungen nachzugehen und erneut in heftige Debatten zu geraten.
Der »Student der Revolution«, wie sich Souchy selbst bezeichnete, war in der Zeit des Spanischen Bürgerkrieges im internationalen Büro der Internationalen Arbeiter-Assoziation [IAA] tätig, da er schon zu dieser Zeit autodidaktisch zahlreiche Sprachen erlernt und einige Male vor dem Putsch Francos 1936 Spanien bereist hatte.
Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits die russische 1917 und die deutsche Revolution 1918 miterlebt, später sollten noch die kubanische 1959 und die portugiesische 1974 (»Nelkenrevolution«) hinzukommen.
Mit 19 Jahren hatte er den Libertären Gustav Landauer in München kennengelernt und sich der sozialrevolutionären bzw. libertären Idee und der Revolution verschrieben. Mit Ausbruch des I. Welltkriegs ging der überzeugte Antimilitarist nach Österreich, um nicht am Krieg teilnehmen zu müssen, wurde aber über die Grenze nach Deutschland mit einem Schild »Vorsicht Anarchist!« abgeschoben, flüchtete anschließend nach Schweden, hatte Passprobleme und landete schließlich im Knast.
1919 kehrte er nach Deutschland zurück und schloss sich der FAUD an. 1920 reiste er nach Russland, um als informeller Delegierter an der Kommunistischen Internationalen teil zu nehmen, traf Lenin und war fortan entschiedener Gegner jeglicher zentralen [Partei-]Organisierung.
In der 1920er Jahren betätigte sich Souchy publizistisch für verschiedene Zeitungen [u.a Der Syndikalist], war mit dem Aufbau der IAA von Berlin aus beschäftigt und kam mit zahlreichen Anarchist_innen in Kontakt. Kurz vor der Verhaftung seines Freundes Erich Mühsam durch die Nazis entkam er nach Frankreich ins Exil, wo er u.a sein Buch »Die braune Pest« verfasste.
1936 ging er als Leiter der Informationsstelle der CNT nach Spanien und war zutiefst von den Kollektivierungsbemühungen in Katalonien beeindruckt. Auch hierzu verfasste er ein Buch zu den über 1.000 entstandenen »Colectividades«, von Arbeiter_innen und Bäuer_innen selbstverwaltete und gelenkte landwirtschaftliche Betriebe und Fabriken. Nach der Niederlage der Spanischen Republik gegen den Spanischen Faschismus 1939, floh Souchy nach Frankreich, wurde in der Besatzungszeit durch deutsche Faschi­sten interniert, konnte über Marseille nach Mexico fliehen, wo er sich bis 1948 aufhielt. Dort beriet er landwirtschaftliche Betriebe mit einem selbstverwalteten Ansatz und verfasste weitere Bücher.
1952 besuchte er Israel und setzte sich mit der Kibuzzin-Bewegung auseinander, starte anschließend eine Rundreise durch ganz Südamerika zum Aufbau gewerkschaftlicher Organisierung und hielt Vorträge.
Aufgrund seiner reichhaltigen Erfahrungen, bat ihn das Internationale Arbeitsamt in Genf 1963 zu einer Rundreise als Bildungsexperte in der Karibik.
1966 kehrte er nach München zurück, verfasste unzählige Artikel, publizierte und trat auch medial als Zeitzeuge auf. In der Neujahrsnacht 1984 verstarb Augustin Souchy im Alter von 91 Jahren in München.
Informationen
Wikipedia | Augustin Souchy
Interview mit Augustin Souchy 17.7.1982 | Online auf www.syndikalismusforschung.info
Artikel mit Augustin Souchy | Der Spiegel| 18.4.1983
Rezension des Buches »Anarchistischer Sozialismus« | www.kritisch-lesen.de | 3.4.2012
Buchtips
Vorsicht: Anarchist! Ein Leben für die Freiheit. Politische Erinnerungen | Augustin Souchy | Luchterhand | 1977
Anarchistischer Sozialismus | Augustin Souchy | Unrast Verlag | 2010
Anarchismus| Hansjürgen Degen und Jochen Knoblauch | theorie.org | 2008
Nacht über Spanien | Bürgerkrieg und Revolution in Spanien 1936-1939| Augustin Souchy und Wolfgang Haug | Alibri | 2007
Die lange Hoffung | Erinnerungen an ein anderes Spanien| Buch zur Dokumentation | Augustin Souchy und Clara Thalmann | Trotzdem Verlag | 2007
Filmtips
Die lange Hoffnung | Erinnerungen an ein anderes Spanien | Dokumentarfilm | Pepe Danquart | 1983
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