Kreuzberg 36. Wird Zeit den Fuß auf einen anderen Kontinent zu setzten. Seit einigen Tagen geht mir immer mal wieder ein Spruch der westlichen 1980er Jahre durch den Kopf, während dieser von reichlich Regentropfen aus einem gleichförmigen Grau bearbeitet wird. Auch die neuen Maßnahmen mit Hilfe der Hartz-IV-Gesetzveränderung zur weiteren Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums von unten nach oben, bearbeiten meinen Kopf. Manchmal einfach ein widerliches Land. »Es ist deutsch in Kaltland«. Nicht so Freund_innen und Genoss_innen, die haben ein großes, kollektives Herz. Mit den folgenden Zeilen – eine Mischung aus zwei Kurzzeilern Erich Mühsams – werde ich (von KT) auf den Weg geschickt und sie bei mir tragen…
.REBELLENLIED.
Sie hatten uns mit Zwang und Lügen
in ihre Stöcke eingeschraubt.
Sie hatten gnädig und erlaubt
in ihrem Joch das land zu pflügen.
Sie saßen da in Prung und Pracht
mit vollgestopften Magen
und zwangen uns, für ihre Macht
einander tot zu schlagen.
Wir haben nur die Faust erhoben,
da ist der ganze Spuk zerstoben.
Viele Jahre hat die Welt der Knechte
ihr Blut verspritzt für’s Kapital.
Jetzt steht sie auf zum erstenmal
für eigene Freiheit, eigene Rechte.
Jetzt gilt’s die Freiheit aufzustellen,
die rote Fahne Hoch, Rebellen.
Ich sah Menschen angstgehetzt,
ich hörte der Sklaven Frongekeuch.
Da rief ich laut: »Brecht das Gesetz!
Zersprengt den Staat!
Habt Mut zu Euch!«
[nach Erich Mühsam]