Konzert zum Todestag von Che Guevara

Ernesto »Che« Guevara
* 14. Juni 1928 | † 9. Oktober 1967

Grafik: 7vidas

Quito | 10. Oktober 2010. Einige wissen es vielleicht nicht, aber Che Guevara war weder eine Zigarettenmarke noch ein Sneaker-Brand. Che Guevara war möglicherweise der bedeutendste Guerrillero und Revolutionär des vergangenen Jahrhunderts. Nicht zuletzt deshalb ist er hier in Ecuador und zahlreichen anderen Ländern Südmerikas im Alltagsleben überall präsent. Sein »Hasta la victoria siempre« ist nicht nur in Liedern, sondern auf öffentlichen Gebäuden und Denkmälern verewigt. Eher widerlich ist da der Kommerzialisierungwahn des Kapitalismus, der aus Che eine Marke, ein Brand, eine zutiefst oberflächliche Erscheinnungsform gemacht hat. Auf der anderen Seite hat diese Verkitschung zur weltweiten Verbreitung seiner Abbildung geführt, stellt er trotz der Entpolitisierung in Werbung und auf Produkten nach wie vor eine Verbindung zu revolutionären Ideen dar. Die Idee der grundsätzlichen Umwältzung bestehender kapitalistischer Verhältnisse weltweit. Ché war nicht nur Internationalist, Marxist und Guerillakämpfer, auch als Person gilt er als äusserst integer.→ weiterlesen

Ecuador: Weitere Widersprüche

Interview mit Alberto Acosta, Ex-Präsident der Nationalversammlung Ecuadors
Interview: AFP

Der Ökonom Alberto Acosta (*Quito, 1948) gilt als einer der ideologischen Köpfe der »Revolución Ciudadana« (Bürgerrevolution) des Rafael Correa. Mitbegründer der Partei des Präsidenten, der »Alianza País«, war Acosta zwischen Januar und Juli 2007 Minister für Energie und Bergbau (Minen). Seine Distanzierung zu verschiedenen Positionen der Regierung kulminierte in der Niederlegung seines Amtes als Präsident der Nationalversammlung im Juni 2008. Derzeit ist er Professor und Forscher an der Fakultät Lateinamerika im Bereich Sozialwissenschaften.

Denken Sie, dass hinter den Geschehnissen vom Donnerstag ein Umsturzplan gegen die Regierung steckte oder war es einfach eine simple Rebellion?
Es ist schwierig, das zu wissen. Auf den ersten Blick scheint es es so, als sei es eine Auflehnung einer Gruppe Polizisten und einiger Soldaten. Nichtsdestotrotz gibt es weitere Aspekte, die uns zum Nachdenken Veranlassung geben: → weiterlesen

Ecuador: Es ist noch nicht zu Ende


Quito | 30. September 2010 | Avenida Mariana de Jesus | Zusammen gegen rechtsgerichtete Polizeieinheiten. »El pueblo unido jamás será vencido«
Foto: Luis Herrera

Quito | 8. Oktober 2010. Nach dem Putschversuch vom 30. September 2010 gegen die Regierung Correa wurden gegen mindestens 62 Personen Ermittlungen von der Generalstaatsanwaltschaft Ecuadors eingeleitet.
58 wurden am Mittwoch vorläufig festgenommen, 57 waren davon Polizisten. Am Vormittag des 7. Oktobers 2010 wurden 27 Beamte gegen wöchentliche Meldeauflagen vom ermittlenden Distriktstaatsanwalt von Pichincha Marco Freire entlassen. Gegen drei Sicherheitskräfte wurde zunächst Haftbefehl erlassen.
Während der Anwalt der beschuldigten Polizisten von einer »juristischen Barberei« sprach, Festnahmen zu tätigen ohne Urteil, erklärte die Staatsanwaltschaft, dass es zunächst darum ginge die Aussagen der Beschuldigten aufzunehmen.
Correa sprach am Morgen des 7. Oktobers 2010 in einer Pressekonferenz davon, dass »für uns der Putsch noch nicht beendet sei, es ginge weiter…«. → weiterlesen

Ecuador: Ausnahmezustand bis Freitag, 8.10.2010 verlängert


Quito | 30. September 2010 | Avenida Mariana de Jesus | Bevölkerung verteidigt die Republik, die »Revolución Ciudadana« und den Präsidenten | Schildaufschrift: »Exellente Positionierung«. Foto: Luis Herrera

Quito | 5. Oktober 2010. Am heutigen Dienstag, den 5. Oktober 2010 um 24 Uhr sollte der ausgerufene Ausnahmezustand in der Republik Ecuador beendet werden. Er wurde jedoch bis zum Freitag, den 8. Oktober 2010 verlängert. Hintergrund ist eine veränderte Einschätzung über die Bedeutung und Regierungsfeindlichkeit der destabilisierenden Aktionen durch Teile der Nationalen Polizei. Aufgezeichnete Funksprüche am Tag des Putsches erregen derzeit die Öffentlichkeit.
Die Regierung unter Rafael Correa hatte den Ausnahmezustand am 30. September 2010 ausgerufen, als große Teile der nationalen Polizei und Teile des Militärs eine Art Putschversuch unternommen hatten.→ weiterlesen

Ecuador: Antidemokratische Grundhaltung von Polizei

Quito | 3. Oktober 2010. Die offizielle Begründung der am 30. September 2010 in Ecuador gegen die Regierung Correa putschenden Polizeieinheiten waren angebliche Kürzungen im öffentlichen Sektor. Hintergrund bildet hier das am Mittwoch zuvor verabschiedete Gesetz zur Neuregelung des öffentlichen Dienstes (Ley Orgánica de Servicio Público).

Konflikt und Darstellung
Die Fernsehkameras zeigten aufgebrachte Polizisten und Polizistinnen, die sich über die Kürzung ihrer Zuschläge beschwerten, der zweite Satz enthielt aber unmittelbar ein »Abajo Correa«, nieder mit Correa.
In den westlichen Medien, bis hinein in linke Veröffentlichungen, wurden in den ersten Berichten über den Putschversuch, die opponierenden Polizeieinheiten als Endpunkt einer Protestbewegung bezeichnet; dann sei die Lage (spontan) eskaliert. Dies ist schlichtweg falsch. → weiterlesen

Ecuador: Tränengas ¦ Schüsse ¦ Tote

Quito | 3. Oktober 2010. Mit viel Spannung erwartete das Land zwei Tage nach dem Putschversuch den wöchentlichen Rechenschaftsbericht der Regierung und die dazugehörige Ansprache des Präseidenten Rafael Correa in der Sendung »Cadena Nacional«. Diese mehrstündige Sendung wird jeden Samstag ausgestrahlt, an diesem 2. Oktober war es Nr. 190.

Vor allem der Bericht der unmittelbaren Situation des Präsidenten in den Händen der opponierenden Polizeieinheiten sowie die ausführliche Erläuterung des am Mittwoch letzter Woche verabschiedeten Gesetzes zur Neuregelung des öffentlichen Dienstes (Ley Orgánica de Servicio Público) bestimmte die Ausstrahlung.

Schläge, Tränengas, Schüsse und Entführung

Als »traurigsten Tag« seiner Amtszeit bezeichnete Correa den 30. September 2010. Während Correa der Bevölkerung dankte, die Befreiung und ihre beiden durchführenden Polizei Spezialeinheiten GOE (Grupos Operativos Especiales) und GIR (Grupo de Intervention y Rescate) als heldenhaft bezeichnete, liefen parallel schier unglaubliche Bilder über den Bildschirm. → weiterlesen

Ecuador: Ausnahmezustandsbeschreibung

Quito | Freitag | 1. Oktober 2010. Ein Tag nach dem Putschversuch gegen die Regierung Rafael Correas und dessen Festsetzung im Polizeikrankenhaus sprechen die ecuadorianischen Medien offiziell von über 100 Verletzten, mindestens einem toten Polizisten. Unbestätigten Angaben zu Folge soll es bis zu vier Tote gegeben haben.
Die erste Meldung am heutigen Freitag war der Rücktritt Generalkommandanten der Polizei, Freddy Martínez. »Ein nicht respektierter Kommandant kann nicht weiter an vorderster Linie weitermachen« kommentierte Martínez seinen eigenen Rücktritt. → weiterlesen

»Putsch«versuch in Ecuador


Quito | 30. September 2010. Der dritte Tag in Ecuador. Wir [ein Freund, bei dem ich wohne, ich nenne ich im weiteren J.] verlassen gegen 9.00 Uhr das Haus in Tumbaco [Großdistrikt Quito, südöstlich gelegen] und fahren Richtung Quito Centro. Ich will zur »Dirección General de Extranjera del Ministerio de Gobierno« und zur »Dirección Naccional de Migración«, um einerseits mein Visum registrieren zu lassen und andererseits einen »Censo« zu beantragen. Der »Censo« ist faktisch meine offizielle Registrierung, mit dem ich eine Art einfachen Ausweis erhalte. Mein Freund J. will zur Arbeit, er hat eine kleine Reiseagentur, die »Aventura«-Touren in Ecuador anbietet.
Es ist enormer Verkehr in Richtung Centrum, wie jeden Tag, nur diesmal irgendwie mehr, überall Staus. Als wir Richtung historischem Zentrum auf der »Avenida Patria« unterwegs sind – es ist bereits 10 Uhr – geht nichts mehr. Alles dicht. Vor uns in einiger Entfernung schwarze Rauchschwaden, → weiterlesen

Erste Widersprüche

Aktion von »Salud Mujeres« | Quito | 29.9.2010

Quito | 28.9.2010. Nach 21 Stunden Anfahrt erreiche ich den Flughafen Mariscal Sucre in Quito. Benannt nach dem Marschall Antonio José de Sucre, einer der Unabhängigkeitskämpfer gegen den spanischen Kolonialismus [zwischen 1810 – 1830] und enger Vertrauter von Simon Bolivar.

Mit Verlassen des Flughafens steigt mir zu allererst der für mich typische Geruch südamerikanischer Großstädte in die Nase; bin sofort wieder da.
Ich werde von einem Freund abgeholt. Es ist etwa 9.00 Uhr morgens Ortszeit. Um 10 Uhr gibt es gleich eine Aktion von »Salud Mujeres« vor der Provinzstaatsanwaltschaft von Pichincha, der Provinz, in der Quito liegt. → weiterlesen

Leistung und Leidenschaft

Berlin/Tegel. 27.9.2010. 16 Uhr. Der Weg zum Flughafen ist beschwerlich, zumindest, wenn ich den Gesichtern der Menschen in der Linie 128, dem Bus zum Flughafen, glauben schenken darf. Der Himmel ist grau, es regnet und übergewichtige Menschen mit ebensolch fettigen Haaren sehen nicht so aus, als ob ihnen das Leben in Berlin in diesem Stadtteil leicht von der Hand gehen würde. Im Gegenteil, niemand spricht. Bilde mir ein, in der U8 sind nicht nur erkennbarere Individuen mit einem interessanteren Selbstentwurf [rein äußerlich] unterwegs, sondern auch mehr Gesprächsstoff vorhanden. Wie auch immer. → weiterlesen